Keine «Good Vibes» mehr bei The 1975

Matt Healy von The 1975 sorgte beim «Good Vibes»-Festival in Malaysia bekanntlich für einen Eklat, als er die harten Anti-LGBTQIA+-Gesetze des Landes kritisierte, sein Bandmitglied küsste – und damit die Absage des Events auslöste. Nun äusserte sich Healy auf der Bühne – und die Veranstalter wollen The 1975 verklagen.

Journalist

Man hatte es ja kommen sehen: Die Auswirkungen von Matt Healys Verhalten beim Good Vibes Festival in Malaysia im Juli werden uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Gleiches gilt für seine Band The 1975, die erst einen massiven Backlash an berechtigter Kritik abbekam und nun auch rechtliche bzw. finanzielle Konsequenzen fürchten muss.

Veranstalter Future Sound Asia fordert Schadensersatz

In einem Statement vom 7. August fordern die örtlichen Veranstalter des Good Vibes Festivals in Kuala Lumpur, Future Sound Asia (FSA), nun Schadensersatz in Millionenhöhe. Ein Schritt, der zu erwarten war, da das auf Drängen der malaysischen Regierung abgesagte Drei-Tages-Event vermutlich Ausfall-Gagen an die Acts zahlen muss, gekaufte Tickets erstatten wird und eben nur Gastro-Einnahmen eines Festivaltages in der Kasse hat. In dem Statement von FSA und dem Good Vibes Festivals, das gestern bei Billboard erschien, heisst es: «FSA möchte noch einmal die starke Missbilligung des Verhaltens der Band während ihres Auftritts beim GVF2023 zum Ausdruck bringen. Insbesondere gegen Leadsänger Matthew Timothy Healy, der mit seinen Beschimpfungen, der Beschädigung der Ausrüstung und seinem unanständigen Verhalten auf der Bühne nicht nur eklatant gegen lokale Richtlinien und malaysische Gesetze verstossen hat, sondern auch den Ruf des seit zehn Jahren stattfindenden Festivals beschädigte.»

Negative Auswirkungen auf lokale Künstler:innen und Unternehmen

Die Argumentation, die auch vor Gericht gebracht werden wird: The 1975 hätten sich mit Unterzeichnung des Booking-Vertrages dazu verpflichtet, die Landesgesetze zu beachten. Mit der Aktion seien The 1975 also vertragsbrüchig geworden. «Dieser Verstoss führte zur Absage des Festivals, was zu erheblichen finanziellen Verlusten für Future Sounds Asia führte und sich negativ auf die lokalen Künstler und Unternehmen auswirkte, die vom Erfolg des Festivals abhingen, was wiederum den Lebensunterhalt vieler Malaysier beeinträchtigte.» Ausserdem habe die Band mit dem Auftritt das Vertrauen der ultrakonservativen malaysischen Regierung in die Veranstalter beschädigt, die seit Jahren daran arbeiten, internationale Popmusik ins Land zu bringen – und so zu einer behutsamen kulturellen Öffnung beitragen wollen.

Derweil keine Einsicht bei Matt Healy

Vor allem der letztgenannte Vorwurf dürfte vielen aus der Seele sprechen. Denn natürlich ist es unfassbar, wie queere Menschen in Malaysia per Gesetz diskriminiert werden, aber Healy hat nun mal mit seinem Vorpreschen auch die Arbeit der LGBTQIA+-Aktivist:innen im Land gefährlicher gemacht. Dass er einen «White Savior»-Komplex gezeigt habe, ist also ein berechtigter Vorwurf. Was Matt Healy anscheinend noch nicht verstanden hat. Bei einem Konzert in Hawaii sagte er am Sonntag, er schere sich einen Scheiss um diesen «White Savior bullshit». Sein Verhalten sei vielmehr mutig gewesen, da er und sein Bandmitglied gar befürchtet hätten, in den Knast gehen zu müssen. Dafür hätte er ja eher ein wenig Dankbarkeit verdient. Nun ja.

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