Auf Spurensuche in den Abbey Road Studios

Paul McCartneys Tochter erzählt die Chronologie der Abbey Road Studios. Diese hat viel Herz und zugänglichen Stars aber leider auch dezente Scheuklappen.

Journalist

Mit «The untold story of the world-famous London studio» wurde Mary McCartneys Dokumentation über die Abbey Road Studios 2021 angekündigt. Noch nie gesehenes oder gehörtes Material also. Ein bisschen dick aufgetragen, angesichts der vielen, vielen Filmemacher:innen, die sich bereits an dem Material versucht haben, aber eigentlich auch ok. Wenn man das vielleicht berühmteste Mekka für Musik-Produktionen abfeiert, darf man ruhig in die Superlative-Kiste greifen. Man sollte sogar. Und dennoch, mit dem Release der Doku muss sich Paul und Linda McCartneys Tochter der Frage stellen, ob die Aussage nicht doch ein bisschen Etiketten-Schwindel war.

The Beatles und die Anderen

Beatles-Aficionados wissen genau, wo sie Mary McCartney zum ersten Mal begegnet sind: Auf der Rückseite zu Pauls Solo-Debüt «McCartney» Baby in den Armen ihres Vaters. Dass die Fotografin und Neo-Dokumentarfilmerin den Fokus ihres Films also auf die Band ihres berühmten Daddys richten wird, stand also nie zur Frage. Die Regisseurin selbst war sich zu Beginn nicht sicher, ob sie die richtige Person für die Position ist. In einem Interview mit Den of Geek spricht sie über ihre Zweifel dazu. Diese sind nicht ganz fehl am Platz, wenn schon kurz nach dem Titelscreen bereits die Sprache auf Beatles kommt.

Alles schon mal gehört?

Natürlich ist die grösste Popband aller Zeiten der wichtigste Player in der langen Geschichte des Studios und bedarf einer prominenten Platzierung in «If This Walls Could Sing» aber Tatsache ist auch, dass deren Geschichten schon x-mal erzählt wurden. «Please Please Me» wurde an nur einem Tag aufgenommen, das Zebrastreifen-Foto, yada-yada-yada. Die Abbey Road Studios können auf eine über 90-jährige Historie zurückblicken, dass man das Spotlight dabei stets auf die gleiche Dekade richtet ist schade.

  - Abbey Roads feat. Büsis. Einfach, weil wir alle richtige Bild schon tausend Mal gesehen haben.
- Abbey Roads feat. Büsis. Einfach, weil wir alle richtige Bild schon tausend Mal gesehen haben.

So negativ das jetzt klingt, «If This Walls Could Sing» ist keinesfalls eine schlechte Doku. Im Gegenteil. In Mary McCartneys Regie-Debüt ist ihre tiefe Verbindung zur Materie deutlich spürbar und bei den Interviews stechen immer wieder intime Momente heraus, die sonst wohl niemand hätte einfangen können. Vitamin B wirkt eben auch, wenn das Gegenüber Elton John oder Liam Gallagher heisst.

Es ist aber bestechend, dass der Film immer dann am spannendsten ist, wenn er die ausgetretenen Pfade der Fab Four verlässt. Etwa wenn John Williams von der Produktion der Soundtracks zu «Indiana Jones» und «Star Wars» erzählt. Die Augen des 90-Jährigen leuchten dabei mit der Begeisterung eines kleinen Buben und man glaubt ihm postwendend, dass wahrhaft Magisches in diesem Studio passiert.

Alles in allem werden Musikfans gut unterhalten. Eingefleischte Nerds bekommen aber wenig Neues zu hören. In den Abbey Roads Studios schlummern Unmengen an Geschichten und Anekdoten aber leider erzählt «If Walls Could Talk» oft die bereits Gehörten. «The untold story of the world-famous London studio.» bleibt weiterhin untold.

«If These Walls Could Sing» ist per sofort auf Disney+ im Stream zu finden.

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