Hitzone: «Last Resort» von Papa Roach
Wenn jemand «Papa Roach» sagt, sind die nächsten Worte in der Regel «Last Resort». Die Geschichte von dem Song, der stets grösser war als seine Band, hat sogar seine eigene Doku.
Über Musik kann und soll gestritten werden, aber manchmal muss man die Dinge einfach beim Namen nennen: Nu Metal ist die Bremsspur der 90er-Jahre und (neben Crunkcore) das grauenvollste Musikgenre überhaupt. Die unheilige Allianz aus Rap und Metal vereinte das Schlimmste, was die beiden Stilrichtungen zu bieten hatten, verpasste dem Bastard eine edgy 90’s-Attitüde und kotzte das Resultat über die nichtsahnende Popkultur. «Ach was, so schlimm war das doch gar nicht.», mag sich der eine oder andere jetzt ereifern, worauf wir gerne mit diesem Limp Bizkit-Cover antworten möchten.
Klar, einige Bands haben gut was aus dem Konzept rausgeholt: System of a Down oder Korn zum Beispiel. Für jeden soliden Act dieser Ära gab es jedoch zehn Crazy Towns, deren Kompositionen heute benutzt werden, um Informationen aus politischen Gefangenen herauszufoltern.
Suizidgedanken zum Mitsingen
Papa Roach finden sich irgendwo in der Mitte dieser zwei Seiten, was in erster Linie ihrem Überhit aus dem Jahr 2000 zuzuschreiben ist. Eigentlich ist «Last Resort» ein tragischer Song, der die psychischen Probleme und die Suizidgedanken eines Freundes von Bandleader Jacoby Shaddix abhandelt. Dank Power-Riff und den simplen aber eingängigen Lyrics wurde daraus aber eine alternativen Party-Hymne. Lange wurde Papa Roach dabei nachgesagt, dass sie sich für den berühmten Gitarren-Riff bei dem Iron Maiden-Klassiker «Genghis Kahn» von 1981 bedient hätte.
Bandmitglied und Co-Writer des Songs, Tobin Esperance, hat dies aber in mehreren Interviews widerlegt. Inspiration für den Song hätten sie viel mehr beim Wu-Tang Clan und bei den Fugees gefunden. «Last Resort» ist darüber hinaus auf einem Klavier entstanden. In einem Interview mit dem Metal Hammer erinnert sich Shaddix: «Tobin klimperte den Riff auf einem Klavier und es klang zuerst nach einem klassischen Stück. Dieses spielten wir anschliessend auf der Gitarre ein und legten einen Beat darüber, woraufhin unser Manager reingeschossen kam und schrie «Das klingt sick, spielt das nochmal.».»
Ein bisschen zu sick fanden es diverse amerikanische Radiostationen, denen der Text zu suizidal war. Auch MTV zensierte den Song, und zwar hart. Dass sämtliche «Fucks» raus mussten versteht sich von selbst, darüber hinaus verundeutlichte der (Ex-)Musiksender – je nach Tageszeit – die Wörter «cut», «bleeding», «die», «suicide» und «life». Dem Erfolg tat diese Verstümmelung aber keinen Abbruch. «Last Resort» belegte den ersten Platz der Alternative Billboard Charts und machte Papa Roach zu einem der Aushängeschilder des Genres.
Für immer der letzte Ausweg
Die Haltbarkeit von Nu Metal erwies sich als ziemlich kurzlebig. Die Acts dieser Zeit, die heute noch relevant sind, lassen sich an zwei Händen abzählen und auch Papa Roach schaffte es nicht mehr, an den Erfolg von «Last Resort» anzuknüpfen. Die Band scheint damit ihren Frieden gemacht zu haben: 2021 arbeitete das VICE den Song in einer Doku auf und zum Ende des knapp 30-minütigen Films resümiert Shaddix: «Ich habe Abertausende Menschen getroffen, für die «Last Resort» das Licht in der Dunkelheit war. Und das ist grossartig.»
Papa Roach spielen am 8. Juni 2023 am Greenfield Festival in Interlaken.
Sämtliche Infos und vergünstigte Tickets gibt's HIER.