Hitzone: «Jenseits von Eden» von Nino de Angelo

In dieser Rubrik schauen wir auf die Geschichte hinter den Hits. Am Mittwoch spielen Nino de Angelo und Gigi D’Alessio im Zürcher Hallenstadion. Deshalb geht es heute um Geschichte hinter de Angelos grösstem Hit – der zuvor als englischer Song von Drafi Deutscher existierte und dank James Dean so heisst, wie er heisst.

Journalist
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«Jenseits von Eden» von Nino de Angelo erschien 1983 und landete in der Schweiz in Deutschland und Österreich auf Platz 1 der Singles-Charts. Ganze 16 Wochen dauerte es hierzulande, bis der Song wieder aus den Charts verschwand. Die so einprägsame Melodie kam damals schon einigen recht bekannt vor. 1983 veröffentlichte nämlich auch ein Duo namens Masquerade das Lied «Guardian Angel» – und das klang so:

Hinter dem Projekt verbarg sich unter anderem der deutsche Sänger und Songschreiber Drafi Deutscher, den die meisten wohl von seinem Song «Marmor, Stein und Eisen bricht» kennen. Deutscher hatte damals einen von Skandalen geprägten Ruf und operierte hier unter dem Pseudonym Kurt Gebegern. Produzent Chris Evans, der mit Deutscher «Guardian Angel» schrieb, komplettierte das Duo Masquerade und nannte sich Christopher Evans-Ironside. Dem Bayerischen Rundfunk erzählte Nino de Angelo 2020, wie der Song dann auf Deutsch zu ihm kam: «Dieses Lied wurde eingereicht von dem Verleger von Drafi Deutscher und lag bei meiner Plattenfirma Polydor auf dem Tisch. In englischer Sprache als ‚Guardian Angel‘.» Er habe sich den Song angehört und: «Schon nach 16 Takten wusste ich: Das ist mein Song! Und das ist mein Riesenerfolg.» Gute Intuition.

De Angelo erinnert sich noch gut, wie dieses erste, schicksalhafte Anhören über die Bühne ging: «Damals gab es noch in der Plattenfirma Musikstudios, wo man aufnehmen konnte. Wir haben dann direkt da angerufen und gesagt: ‚Wir kommen jetzt mal hoch und wollen jetzt mal hören, wie das klingt, wenn ich das singe.‘ Da war nämlich auch ein Playback bei. Und das war … irgendwie sofort Gänsehaut.» Drafi Deutscher dann recht bald das OK an de Angelo, dass er den Song auf Deutsch singen durfte. «Das kam auch nur daher, weil ich kurz vorher schon einen Hit von Drafi Deutscher gesungen hatte.» Dabei handelt es sich um «Ich sterbe nicht nochmal». Damit hatte de Angelo es schon kurz bis vor die Top 20 in Deutschland geschafft.

Nun kam aber der Part mit dem deutschen Text: Den sollte, wie so oft für Nino de Angelo, dessen Produzent und Textdichter Joachim Horn-Bernges schreiben, der sich erst ein wenig damit schwer tat. So kommt es, dass sich «Jenseits von Eden» inhaltlich fast komplett von «Guardian Angel» entfernt. Horn-Bernges fand seine Inspiration schliesslich bei James Dean. De Angelo hatte nämlich mal einen Unfall mit seinem Porsche, was Horn-Bernges zur Aussage brachte: «Du wirst eines Tages noch sterben wie James Dean.» Dean hatte bekanntlich die Hauptrolle im Film «Jenseits von Eden» gespielt und genau dieser Titel – der zugleich an die zweite Schöpfungsgeschichte und den Roman von John Steinbeck erinnert – lieferte die noch fehlende Inspiration. Dass der Song so erfolgreich wurde, liegt sicher auch am sehr poetischen, zeitkritischen Text, der gut in die kalte Stimmung der 80er passte. Darin heisst es: «Wenn selbst ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind, / dann sind wir jenseits von Eden. / Wenn wir nicht fühlen, / die Erde, sie weint, wie kein anderer Planet, /dann haben wir umsonst gelebt …». Vor allem das Bild über die «weinende Erde» ist mit den Jahren eher noch aktueller geworden. Was auch Nino de Angelo so sieht: Er nahm vor einigen Jahren eine neue Version auf, die ein wenig wuchtiger produziert ist und seine Stimme ein weniger rauer klingen lässt.

Am Mittwoch wird der deutsch-italienische Nino de Angelo gemeinsam mit dem italienischen Sänger und Cantautore Gigi D’Alessio im Zürcher Hallenstadion die Bühne miteinander teilen. Zwei Künstler, die durch eine lange Freundschaft von fast dreissig Jahren verbunden sind, die aber auf der Bühne wegen ihres Publikums immer als Feinde betrachtet wurden. Wie wenig das stimmte, wird dieser Abend belegen. Hier gibt’s alle Infos.

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