Pubblicato il 02. maggio 2023

Gjon's Tears: «Ich kann Beethoven hören und zu Charli XCX twerken.»

Gjon's Tears hat sein erstes Album «The Game» veröffentlicht. Wir haben ein Interview mit dem Schweizer Künstler geführt, der nun nach seinem Erfolg beim Eurovision Song Contest in Paris lebt und mit Grössen aus der Branche zusammenarbeitet.

Journalist
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Der Freiburger hat 2019 bei «The Voice» für Furore gesorgt und seitdem geht es in seiner Karriere bergauf. Gjon’s Tears, eigentlich Gjon Muharremaj, ist gerade mal 24 Jahre alt und hat bereits den dritten Platz beim Eurovision Song Contest und einen MTV European Music Award abgeräumt.

Du bist von Broc nach Paris umgezogen. Hat dich diese Erfahrung für das neue Album inspiriert?

Paris ist in Europa meine Traumstadt und ich hatte das Glück für dieses Album auch in London, Berlin, Wien und Edinburgh zu arbeiten. Doch Paris hat eine einzigartige kulturelle Vielfalt, die ich in keiner anderen Stadt erlebt habe. Hier hatte ich auch viele besondere Begegnungen, die definitiv einen Einfluss auf dieses Album hatten.

Du hast eine riesige Fangemeinde, die dich seit langem unterstützt.

Genau, das ist wirklich grossartig! Ich bin dankbar für die Unterstützung der Booker:innen, die mir vertraut haben, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch kein vollständiges Projekt veröffentlicht hatte.

Géraldine Chaplin hat in deinem Musikvideo zu «Pure» mitgespielt, erzähl uns davon.

Ja, ich hatte die Chance, die albanische Diaspora beim Filmfestival in Freiburg zu präsentieren, wo mir der künstlerische Leiter dann den Kontakt zum Manager von Géraldine Chaplin gab. Sie hat positiv auf meine Anfrage geantwortet und erwähnte, dass ihr meine Arbeit gefällt. Ich verehre Géraldine und war schon immer von ihrer mütterlichen und unschuldigen Seite in spanischen Filmen berührt und wollte diese auch in meinem Album hervorheben. Ursprünglich sollte die Platte auch «Return to Innocence» heissen, ich habe mich aber dann doch für «The Game» entschieden.

Warum also «The Game»?

Ich würde sagen, dass eigentlich alles in unserem Leben wie ein Spiel ist. Freundschaft, Begegnungen, die Liebe - es gibt viele kleine Spiele, die man entweder verliert oder gewinnt. Am interessantesten finde ich dabei immer das Dazwischen. Wenn man zum Beispiel jemanden verliert, was passiert dann? Ich finde, man kann die Lust am Leben wiederfinden, indem man sich sagt: «Ich bin noch da, was soll ich tun? In der Zeit dazwischen fühlt man sich lebendig, aber man kann auch die Unschuld wiederfinden.

Aber es gibt auch Titel wie «Disco», der, wie der Name schon sagt, wie eine Partyhymne klingt.

Ja, das stimmt. Da dies mein erstes Album ist, war es mein Ziel, mich mit all meinen Facetten zu präsentieren. Meine Mutter hat mich mit der Musik der 90er und 80er Jahre grossgezogen, während mein Vater traditionelle albanische Musik spielte - mit dieser Musik bin ich aufgewachsen und habe erst als Teenager begonnen, mir alles andere anzuhören. Auf meinem neuen Album wollte ich das zeigen - dass ich sowohl Beethoven hören als auch in die Disco gehen und zu Charli XCX twerken kann.

Die Platte passt also zu jeder Stimmung?

Ja, ob man die Lieder unter der Dusche, im Auto oder in einer anderen Reihenfolge hört, ist für mich nicht so wichtig. Wir leben in einer Zeit, in der wir Playlists hören, um Singles zu entdecken, aber nicht unbedingt ein ganzes Album anhören. Deshalb wollte ich sicherstellen, dass meine Platte zugänglich bleibt und habe sie wie eine Playlist aufgebaut.

Es gibt zwar englischsprachige Lieder, aber die Französischen sind immer noch die Emotionalsten, oder?

Ich denke, dass Französisch eine präzisere Sprache ist, da es einen grösseren Wortschatz gibt, um Dinge auszudrücken. Auf der anderen Seite finde ich, dass es einfacher ist, auf Englisch zu singen, dank der vielen Vokale.

Auf «Cancer» hast du dich vom berühmten Jazz-Pianisten und Trompeter Ibrahim Maalouf begleiten lassen. Magst du Blachinstrumente?

Normalerweise begleite ich meine Lieder am Klavier, aber für dieses Album wollte ich etwas Neues ausprobieren. Ich kam dann mit dem Produzenten des Songs «Pearls» von Sade in Kontakt, der bereits für Bowie gearbeitet und sogar einen Grammy gewonnen hatte. Zusammen haben wir Ibrahim Maalouf kontaktiert, der den feierlichen Trompetensound direkt aus Beirut aufnahm. Auch mein regulärer Produzent ist bekannt und hat bereits mit Radiohead zusammengearbeitet. Deshalb haben wir für «The Game» einen Synthesizer verwendet, der in eine ähnliche Richtung wie «Kid A» geht.

Und mit Zazie, die «Un coeur qui cogne» mitgeschrieben hat, lief alles gut?

Sie sagte zu mir: «Nur weil du gut singen kannst, heisst das nicht, dass du auch schreiben und komponieren kannst. Schick mir ein Lied und ich sage dir, ob ich mit dir zusammenarbeiten kann.» Zu dem Zeitpunkt, als ich ihr den Song vorschlug, war sie sehr beschäftigt mit dem Album von Christophe Willem, Alice on the Roof und ihrem eigenen Album. Aber was soll ich sagen, sie meinte, dass sie keine andere Wahl hatte, als mit mir an diesem Lied zu arbeiten, weil sie den Song unglaublich fand.

Du hast bereits mit vielen bekannten Personen zusammengearbeitet: was war die verrückteste Anekdote, die du erlebt hast?

Ich stand auf der Bühne des Montreux Jazz Festivals im Jam-Bereich, als ich noch ganz am Anfang meiner Karriere stand. Dann sah ich Quincy Jones im Publikum sitzen, wie er mir zuhörte und anschliessend sagte, dass er eine solche Stimmbreite seit Jahren nicht mehr gehört habe und dass er es kaum erwarten kann, mich auf grossen Bühnen zu sehen. Ich meine, das ist Quincy Jones!

Der letzte Song deines Albums heisst «The Last Goodbye», kannst du uns etwas dazu erzählen?

Ja, der Song handelt von einer Frau, die sich von ihrem Körper trennt und reflektiert, was sie zurückgelassen hat - eine Art Bestandsaufnahme. Es ist der Song auf dem Album, über den ich am meisten nachgedacht habe. Im Gegensatz dazu wurde der erste Song «Babi» quasi live im Studio aufgenommen. Das Album enthält sowohl neu interpretierte alte Songs als auch neue Songs, um den Unterschied und die Entwicklung zu zeigen. Meinen ersten Song «Tout l'univers» musste ich zum Beispiel im Studio 94 Mal aufnehmen bis er endlich perfekt war.

Gjon's Tears wird am Donnerstag, dem 8. Juni, beim Caribana Festival auftreten.

Tickets und Infos gibt's hier.

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