Eine philosophische Annäherung an Scooter
«Hyper Hyper!» lautet Scooters Schlachtruf seit den90er-Jahren und textlich wurde es danach irgendwie nicht wirklich besser. Oder doch? Ist die Raver-Truppe um H.P. Baxxter ein missverstandenes Konglomerat an Dichtern und Denkern, von allen unterschätzt und dazu verdammt, ihre hohe Kunst einem feierwütigen Proletariat vorzutragen? Der komplett unseriöse Versuch einer philosophischen Analyse.
«Lyrics, they flow like the river», shoutet Bandleader H. P. Baxxter in dem Song «In Rave We Trust». Viel überlegen muss der Mann also nicht, lyrische Meisterwerke wie «But now it’s Scooter! Who are supa dupa!» fliegen, respektive fliessen, ihm einfach so zu. Die Feuilletons, Kritiker:innen und, naja, eigentlich generell Menschen mit einem funktionierenden Gehör bemängeln gerne mal, dass die Texte der Band einfach nur aneinandergereihte Worte sind. Aber stimmt das auch? Baxxter selbst hat sich bereits mehrfach dazu geäussert. Zuletzt meinte er Anfang Jahres in einem Interview folgendes: «Das sind ja schon Wortspiele. Oder auch manchmal eine Message, wenn sie auch verschlüsselt ist. Dass man dann schon suchen kann, ist da was ernst gemeint? Ist es nur abstrakt? Das ist ja auch eine Kunstform.»
Aha, eben doch Kunst. Frei nach dem Grundsatz «Im Zweifel für den Angeklagten» wagen wir darum eine philosophische Analyse. Philosophie ist bekanntlich die höchste aller Kunstformen – hat zumindest dieser Typ an einer WG-Party in Schwamendingen mal erzählt und der trug ein Shirt mit Slavoj Žižek drauf. Und wer jetzt denkt « Der Schreiber klingt nicht wie jemand, der Ahnung von Philosophie hat.», hat damit absolut recht. Aber wenn an der Philosophischen Fakultät der Uni Zürich niemand das Telefon abnimmt, muss man sich eben selber helfen.
How Much Is The Fish? (1998)
«How Much Is The Fish?» Wie viel kostet der Fisch? Selbstverständlich geht es hierbei nicht um eine Preisverhandlung auf dem Marktplatz, sondern um eine viel elementarere Frage. Das erschliesst sich aus der Kausalität des Fisches zum Leben, denn Fische sind im Wasser daheim und ohne Wasser kein Leben. Scooter beschäftigen sich in dem Song also mit der oft gestellten Frage, was ein Leben kostet, respektive, was dieses wert ist. Der Song ist damit eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung unseres gewinnorientierten Gesundheitssystems. Auch unsere Krankenkassen haben sich kürzlich gefragt: «How much Is The Fish?» und kamen zur Erkenntnis «Im Schnitt 8.7% mehr als letztes Jahr.».
Stealth (2009)
H.P. Baxxter und seine Mannen scheuen auch vor existentiellen Fragen nicht zurück. «What happens, when life breaks down?» – eine Frage, wie eine Anklage und im Existenzialismus ein wiederkehrendes Thema: Die Suche nach Bedeutung angesichts einer scheinbar absurden Welt. Philosophen wie Jean-Paul Sartre und Albert Camus haben ausführlich über die menschlichen Bemühungen auf der Suche nach Bestimmung sinniert. Seit 2009 gehören auch Scooter zu den illustren Kreisen.
The Logical Song (2002)
«When I was young, it seemed that life was so wonderful, a miracle, oh, it was beautiful, magical.». Scooter reflektieren hier die Unschuld, vielleicht auch ein wenig die Naivität unserer Kindheit. Damit einher gehen Gedanken mit dem Erwachsenwerden und dadurch auch mit dem gesellschaftlichen Verlangen nach Konformität und den verbundenen sozialen Erwartungen. Baxxter erweitert den Song aber um eine zusätzliche Botschaft: «One, two... one, two, three, yeah! Rough!» Das suggeriert das Chaos und die Verwirrung von eben diesem Erwachsenwerden. Es ist ein Kommentar zur Auffassung, dass unser aller Leben im grossen Ganzen bedeutungslos sind. Es gibt keinen Sinn, es gibt nur Scooter. Hyper Hyper!»
Scooter spielen am Freitag, dem 19. Oktober am Big Air Chur. Sämtliche Infos und Tickets gibt's HIER.