Die Songs der Woche mit Slowdive, Allie Neumann, Soft Play
Allie Neumann ist nicht mehr traurig, Soft Play buddeln Punkleichen aus, Slowdive gehen ihren Shoegaze ein wenig elektronischer an, Timbaland bittet Justin Timberlake und Nelly Furtado ins Studio und Ski Aggu hat «gensehaut» (sic!) unter der Skibrille.
Alli Neumann – «blue»
Bevor der Herbst sich endgültig durchsetzt, gibt es hier noch ein paar sommerliche Festivalbilder. Die Schauspielerin und Sängerin Alli Neumann, die zuerst mit dem fiebrig-guten Film «Wach» auf die Bildfläche sprang, hat sich in den Jahren danach eher als spannende Musikerin profiliert. Ihr Debütalbum mit dem sehr guten Titel «Madonna Whore Komplex» war feministischer Indie-Glam, der live noch einmal über sich hinauswuchs. Nun hat Alli ein neues Team am Start und hörbar neue Ideen: «blue» kommt musikalisch recht locker und beschwingt daher, darf inhaltlich aber ruhig als Ansage verstanden werden. Traurigkeit und Selbstzweifel sind over: «Neuer Sound, neue Gitarren / Superlike nur noch mich selbst dieses Jahr / No hard feelings, kein Comeback / du hast meine weirden Moves eh nie gecheckt.»
Soft Play – «Punk’s Dead»
Dank des britischen Duos Soft Play aus Kent haben wir gerade das Gefühl, dass bei Punkrock doch noch was zuckt. Das beweisen sie ausgerechnet mit einem Song der «Punk’s Dead» heisst. Wobei man auch anmerken sollte, dass Soft Play sich ebenso bei Hardcore und in Sachen Gitarrenriffs beim Metal bedienen. Wem die Idles zu bürgerlich sind und Fontaines DC zu verkopft, der sollte sich dieses Video unbedingt anschauen. Und, falls ihr euch fragt: Ja, es IST Robbie Williams, der da mitsingt …
Slowdive – «alive»
Heute erscheint ein neues Album der Shoegaze-Pioniere von Slowdive. Es ist das zweite nach ihrer recht überraschenden Reunion, die in das grandiose «Slowdive» mündete. «everything is alive» ist nun ein wenig elektronischer ausgefallen, was angeblich daran lag, dass Neil Halstead gerade nicht so viel Bock auf seine Gitarre hatte. Macht aber nix: eher im Gegenteil! Halstead, Co-Sängerin und Co-Gitarristin Rachel Goswell und Co. schaffen es mit ihrem neuen Album und Songs wie «alive» ihren Sound noch einmal in neue Sphären zu schiessen. Ein Album, das schon beim ersten Durchgang beeindruckt und mit jedem Durchlauf grösser wird.
Timbaland, Nelly Furtado, Justin Timberlake – «Keep Going Up»
Wir bleiben bei alten Held:innen – allerdings aus einer anderen Erfolgs-Kampfklasse. Produzent Timbaland hat für seine neue Single «Keep Going Up» mal sein Telefonbuch aufgeklappt und Nelly Furtado sowie Justin Timberlake ins Studio gebeten. Der ganz grosse Wurf ist der R&B-HipHop-Hybrid zwar nicht – Spass macht er aber trotzdem. Das gilt wohl auch für die teilnehmenden Musiker:innen, wie man in diesem charmanten Video sieht.
Ski Aggu – «gensehaut»
Der Hype um den Mann mit der Skibrille ist immer noch real: Ski Aggu haut in schöner Regelmässigkeit kleine Banger raus, die sich zwar beim ersten Hören nur minimal unterscheiden, in Verbindung mit seinem TikTok-Game und seinen Texten aber immer wieder knallen. Für «gensehaut» macht er sogar mal das Handy aus – oder tut zumindest so.
Das war natürlich nur eine kleine Auswahl der heutigen Veröffentlichungen. Mehr neue Musik für die Schweiz gibt’s hier:
