Die Highlights und Lowlights der 2022 VMAs von MTV

Fergie taucht wieder auf, Blackpink versprühen ihr «Pink Venom», Snoop Dog und Eminem rappen zusammen in virtuellen Kifferwelten, Måneskin rocken die Bude und Johnny Depp hat ein gruseliges Gastspiel – hier kommen die interessantesten Videos der MTV 2022 VMAs.

Journalist
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MTV ist zwar noch nicht ganz abgemeldet, aber schon lange nicht mehr die musikalische Instanz, die der Sender einst war. Im Grunde konzentriert man sich in Zeiten von YouTube und TikTok eher auf trashige Reality TV-Formate oder Werbe-Gedöns. Nur ein- oder zweimal im Jahr erinnert man sich daran, was MTV mal für eine Strahlkraft hatte – und vielleicht doch noch ein klein wenig hat. Meistens passiert das bei der jährlichen Verleihung der VMAs, der MTV Video Music Awards, die am Sonntag im Prudential Center in Newark, New Jersey über die Bühne gingen. Denn dann kommen sie weiterhin alle: die wirklich grossen Namen, wie in diesem Falle Eminem, Snoop Dog, Taylor Swift, Nicki Minaj (die allerdings nicht live spielten), die K-Pop-Königinnen von Blackpink oder Anitta und Bad Bunny – zwei der grössten Latino-Pop-Acts der Welt. Hier kommen die Auftritte, die man gesehen haben muss. Und den einen, den sich alle Beteiligten hätten sparen können.

Anitta

Sie ist eine der erfolgreichsten Sängerinnen und Songwriterinnen Brasiliens – und so langsam schnallt das auch der Teil der Welt, der nicht Spanisch oder Portugiesisch spricht. Schon auf dem diesjährigen Roskilde war ihr Gig eine der grössten Partys, auf den VMAs war das ähnlich: Ihre hotten Tänzerinnen und Tänzer, ihr moderner Latin-Pop, ihre fantastische Stimme und die selbstbewusste Booty-Shake-Action dürfte auch das amerikanische Publikum überzeugt haben.

Jack Harlow feat. Fergie

Was macht Fergie eigentlich gerade so? Die Sängerin war einst schillernder Part der Black Eyed Peas und hatte eine Weile eine beeindruckende Solokarriere. In letzter Zeit war sie allerdings eher als Business-Frau unterwegs – und als Mitbesitzerin des Football Teams Miami Dolphins. Als Rapper Jack Harlow in diesem Jahr für seinen Hit «First Class» ein Sample aus ihrem Track «Glamorous» verwendete, erinnerte man sich wieder an ihre Klasse. Fergie nutzt die Gunst der Stunde und leiste Harlow live auf der Bühne Gesellschaft. Oder vielmehr: Harlow, dessen Performance in einer Flugzeug-Kulisse begann, überließ ihr die Bühne für einen glamourösen Gang durch ein riesiges MTV-Logo.

Eminem feat. Snoop Dog

Zwei Rap-Legenden bauen sich einen und schwirren ab in virtuelle NFT-Auftrittswelten: Am Anfang der Performance zu «From the D 2 the LBC» von Eminem und Snoop Dog sitzen die beiden auf einem Ledersofa und Snoop saugt an einem Riesen-Joint (Foto). Eminem fragt überrascht, wie Snoop «den denn hier reinbekommen» hätte. Dann werden beide umnebelt und reisen durch eine virtuelle Kiffer-Fantasie, bei der die beiden die meiste Zeit als Cartoon-Affen performen. Diese Affen waren schon im originalen Clip zu sehen und begeisterten vor allem die NFT- und Crypto-Nerds, da sie von der NFT-Sammlung «Bored Yacht Club» inspiriert wurden. Während die Effekte digital waren, kamen die Raps übrigens life aus den Boxen.

Blackpink

Nach den erfolgreichen Solo-Auflügen von Rosé und Lisa (die auch einen Award bekam) sind Blackpink nun wieder als Band am Start und brachten ihre Comeback-Single «Pink Venom» nach Amerika. Die erfolgreichste Girlgroup Koreas ist in den Staaten neben den koreanischen Kolleg:innen BTS und Twice schon lange im Mainstream etabliert – und wer diesen Auftritt sieht, weiß auch wieso. Die toughen Raps von Jennie und Lisa, die starken Sängerinnen Rosé und Jisoo, das harte, Jahre währende Training, das Idols wie sie in Korea bekommen und das Hitgespür des koreanischen Produzenten Teddy Park sorgen selbst dann für Larger-than-Life-Songs, wenn sie nur nach dem hauseigenen Schema F produziert sind.

Måneskin

Wer dachte, bei der jungen italienischen Rockband handele es sich nur um ein One-Hit-Wonder, wird immer wieder eines Besseren belehrt. Ihre grellen, alle Rockklischees mit Freude auslebenden Auftritte scheinen bei Jung und Alt einen Nerv zu treffen. Das Outfit von Damiano David setze ebenfalls Akzente: der schwitzige Oberkörper frei, um den Hals einen Leder-Choker, Brustwarzen gepierct und eine Kombi aus Latex-Slip und -Chaps untenrum. Das muss Mann ja auch erst mal bringen…

Bad Bunny

K-Pop und Latino-Pop bzw. -Rap sorgten für die Highlights an diesem Abend – schön zu sehen also, dass MTV Pop mittlerweile internationaler denkt als noch vor ein paar Jahren. Mit dem aus Puerto Rico stammenden Bad Bunny hatte man einen der erfolgreichsten Musiker der Welt auf der Bühne – der vom Publikum lautstark gefeiert wurde für seine Performance von «Titi Me Pregunto».

Red Hot Chili Peppers

Die RHCP wurden am Sonntag als «Global Icons» ausgezeichnet und bekamen zum Dank die doppelte Spielzeit. Diese nutzten sie für einen schönen Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Erst spielten sie die recht aktuelle Single «Black Summer» und dann «Can’t Stop» aus dem Jahr 2003, das damals auf MTW rauf und runter lief.

Lowlight: Cameo von Johnny Depp

Aber hier dann auch noch das versprochene Lowlight: Warum zum Henker hat man Johnny Depp einen Cameo-Auftritt in der Rolle des MTV-Astronauten gegönnt? Zwar nur virtuell mit einer selbstironischen Ansage, dass er nun für Geburtstage und ähnliches zu buchen sei – aber trotzdem. Selbst wenn er den Prozess mit seiner Ex-Frau für sich gewinnen konnte, war doch wohl die Schlammschlacht und die nachweislichen übergriffigen Momente unsymphatisch genug, als dass man ihn jetzt vor einem Millionenpublikum gleich rehabilitieren sollte …

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