Taugen The Kooks als Soundtrack unserer 20er zum Erwachsensein?

«But don't go, take my love / I won't let you, I'm saying please don't go» – «Gap» ätzt brennende Löcher ins Herz der Autorin. Er lässt die Gap, die Kluft, zwischen dem, was damals war, und dem, was heute ist, so klar erscheinen wie den Gin, der damals durch ihre Venen floss, wenn sie diesen Song in den Strassen einer Grossstadt sang. Inbrünstig, mit einer Freundin an der Hand, ein bisschen stolpernd, aber selig. Und vermutlich hatte man immer jemanden im Hinterkopf, der bitte nicht gehen sollte. Man war so jung, so hungrig, so naiv. «Naïve» – Hilfe, another one.

Das Debüt-Album «Inside In/Inside Out» der britischen Indie-Rock-Band The Kooks aus dem Jahre 2006 hat die frühe Generation Y zu grossen Teilen durch ihre Zwanziger getragen. Hat sie durch den Schlamm auf Festivals gespült, hat Parties bewegter gemacht, Liebeskummer befeuert, weil so viel Sehnsucht drin steckte. Jetzt ist 16 Jahre später. Man fühlt sich langsam alt und denkt, früher sei alles besser gewesen. Die Lieder schöner. «10 Tracks To Echo In The Dark» heisst das aktuelle Album der Kooks, das diesen Juli kam. 10 Songs, die in dem dunklen Nebel der bittersüssen Nostalgie widerhallen. Kann man denn die drei Jungs noch spielen hören ohne zu weinen? Ohne an damals zu denken? Funktionieren sie jetzt immer noch als Tonspur unseres Lebens? Schliesslich werden auch The Kooks älter. Mit uns. «Wir wollten ein Album mit einem jugendlichen und frischen Geist machen.», so Sänger Luke Pritchard. Jugendlich... Ja, bitte...!

Jetzt ist da bereits ein viertes Album

The Kooks waren inmitten der Brit-Rock-Welle Anfang der 2000er schon immer auf der Sonnenseite, eine Band mit Skinny Jeans und Haarband, die man süss fand und mitsingen konnte, ohne dass man sie dafür verurteilt hätte. Die machten sich gut bei offenem Fenster, im gleissenden Licht der Bühne vor verschwitzen, glücklichen Gesichtern, im Schein der Strassenlaternen. Jetzt sind da «10 Tracks To Echo In The Dark». Und wie findet man die?

Und ja, bei «Cold Heart» sieht man sich wieder vor einer Festivalbühne stehen. Es ist so herrlich tanzbar, dass man das Stroh riecht und unterm Pulli jucken spürt, das nach harten Regengüssen auf Openair-Geländen verteilt wurde. Der Song «Without A Doubt» schlingert zwischen Melancholie und Verträumtheit und genau das mochten wir doch. Der Opener «Connection» ist der ultimative Love-Song. «Beautiful World» aber, das Pritchard schrieb, als er von der Schwangerschaft seiner Frau erfuhr, hat dann allerdings die Chart-Boys von Milky Chance zu Gast, was irgendwie viel zu gefällig wirkt. Generell ist das neue Werk Elektropop-lastiger als die Vorgänger. Was ok ist. Man soll sich ja weiterentwickeln. Sowohl The Kooks als Band als auch wir als Individuen. Auf dem neunten Track «25» singt Luke Pritchard dann aber eben doch: «we will always be 25» – wir werden immer 25 bleiben.

Die Vergangenheit wachgeküsst

Und um diesen Durst bei allen Beteiligten zu stillen, gehen The Kooks nun wieder auf Tour. Mit einer Strategie des Schwelgens: «Nach einem langen Winterschlaf freuen wir uns sehr, endlich eine Tournee im Jahr 2022/2023 ankündigen zu können, um das 15-jährige Jubiläum unseres ersten Albums 'Inside In/Inside Out' zu feiern», so Pritchard. «Wir wollten alle Songs des Albums spielen, zusammen mit einigen Fan-Lieblingen aus unserer gesamten Karriere – als Dankeschön an unsere Fans für all die Liebe, die das Album am Leben erhalten hat, die gewachsen ist und neue Ohren gefunden hat, seit wir es in den Nullerjahren veröffentlicht haben.» Richtig gehört, ALLE Songs. Da kommt ALLES wieder hoch. Auch bei der Band: «Wir können es kaum erwarten, einen kleinen Nostalgietrip zu machen! Holt euch eure Tickets und kommt mit uns feiern!» Hach...

Nur zu gerne. Zum Beispiel am 2. Februar 2023 im Zürcher X-TRA.
Tickets gibts HIER.