Who the f**k is Zach Bryan?

«Ich will nur in meinem Zimmer sitzen und Songs schreiben. Songs, über die du und dein Grossvater sprechen werden.» Diesen vermeintlich bescheidenen Satz sagte Zach Bryan in einem seiner recht seltenen Interviews.

Das klingt erst einmal ziemlich «humble» – wer genau hinhört, merkt aber, wie selbstbewusst das Statement im Grunde ist. Und wie treffend: Denn Bryans Songs schaffen es tatsächlich, jung und alt zu begeistern.

Auf Zach Bryans inzwischen ziemlich riesigen US-Live-Shows sieht man junge Frauen in Cowboy-Boots ebenso wie graubärtige Alltags-Cowboys und mittelalte Männer mit Springsteen-Shirts. Aber wer ist der Typ eigentlich?

Hunderte Millionen Streams

Es hat eine gewisse Ironie, hier einen Sänger vorzustellen, der allein mit seinem Duett mit Kacey Musgraves, «I Remember Everything», fast eine Milliarde Streams auf den diversen Plattformen gesammelt hat.

Aber es ist nun mal so: Während Zach Bryan «talk of the town» in den USA ist und mit seinem letzten Album «Zach Bryan» im letzten Jahr aus dem Stand die Spitze der Billboard Charts erklomm und alle 16 Songs der Platte in den Top 50 der Billboard Top 100 platzieren konnte, heisst es bei uns oft: Zach wer?

Vom Army-Dude zur TikTok-Sensation zur Country-Hoffnung

Los ging es für Zach Bryan im Jahr 2019. Da war er noch Soldat der U.S. Army. Songs zu schreiben oder mit seinen Kameraden zu jammen, sei immer schon Teil seines Lebens gewesen, erzählt er in einem Video-Interview mit «Spotify Radar».

Als er seinen Song «Heading South» mit einem selbst gedrehten Handy-Video bei TikTok und YouTube teilte, wurde er zum viralen Hit. Bryan sitzt darin in Shorts im Dunkeln, sein Kopf ist stark gerötet, die Augen aufgrund der Lichtsituation ebenso. Seine weissroten Beine wippen zum Song. Er schwitzt.

Was in einem anderen Kontext wohl als «unvorteilhaft» bezeichnet worden wäre, kam in Verbindung mit dem starken Song sehr authentisch rüber. Bryan singt in «Heading South» von einem jungen Underdog, der es mit seiner Musik schaffen will. Inzwischen sieht es so aus, wenn Bryan «Heading South» singt:

Country oder nicht?

Schon von Anfang an wurde heiss diskutiert, ob Zach Bryan nun Country-Musik spielt oder nicht. Während er nach seinem viralen Moment mit einem konsequent guten Output zum US-Star wurde und mit allen Ehren aus der Army entlassen wurde, diskutierten Fans und Musik-Presse über seinen Stil – und schrieben zugleich Headlines wie «Zach Bryan rettet die Country-Musik.»

Alle hassen Country | ZUM ARTIKEL

Zach Bryan selbst distanziert sich gerne von dem Genre, nahm aber trotzdem den «Country Music Award For New Male Artist Of The Year» an. Wenn man genau zuhört, merkt man auch, dass Zach Bryan der Country-Twang fehlt, dafür aber folkige Akustikgitarren liebt und das Storytelling eines Springsteens pflegt.

Ein Dutzend fantastischer Songs

Wie auch immer man sich entscheidet in der Country-Frage – Fakt ist weiterhin, dass Zach Bryan ein bisweilen brillanter Songwriter ist und ein zerlebtes, melancholisches Timbre hat, das perfekt zu diesen zutiefst amerikanischen Geschichten passt.

Auch in der Auswahl seiner Gastmusiker:innen hat er ein gutes Händchen: Auf seinen Alben und Singles finden sich neben der bereits erwähnten Kacey Musgraves auch die Lumineers, Marcus Mumford, Noah Kahan und Bon Iver.

Neues Album noch in diesem Jahr

Nach dem durch und durch starken 2023er-Album «Zach Bryan», das der amerikanische «Rolling Stone» als «Bryans ‘Nebraska’» bezeichnete, steht bereits fest, dass noch in diesem Jahr der Nachfolger erscheinen wird – mit dem poetischen Titel: «The Great American Bar Scene».

Die ersten zwei Singles daraus gibt es schon jetzt – und deuten an, dass Bryan dem eher folkigen Sound des Vorgänger-Albums weiterhin treu bleiben wird. Vor allem das Duett «Purple Gas» mit Noeline Hofmann möchte man spätestens heute Abend an einem Lagerfeuer mit dem oder der Liebsten an der Schulter noch einmal hören …