Publié le 29. août 2023

Erste Global Girl Group im K-Pop hat eine Schweizerin an Bord

Das zu Universal gehörende US-Label Geffen und HYBE, die Firma hinter dem Erfolg von BTS, starten mit Dream Academy die erste global gecastete Band, die nach dem K-Pop-Idol-System ausgebildet wird. Aus dem deutschsprachigen Raum hat es nur eine junge Frau unter die 20 Kandidatinnen geschafft: die 21jährige Manon (Foto).

Journalist
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Kennen Sie die junge Frau auf dem Foto? Bestimmt noch nicht. Aber das dürfte sich ab dem 1. September ändern. Zumindest, wenn Sie selbst ein Interesse an K-Pop haben oder ihre Kids Fans dieses Popkulturphänomens sind, das durch die Erfolge von Bands wie BTS, Blackpink, Twice, NewJeans oder Stray Kids die ganze Welt erobert hat. Die junge Frau heisst Manon, ist 21 Jahre alt, kommt aus der Schweiz und ist die einzige Teilnehmerin aus dem deutschsprachigen Raum, die es in ein Projekt geschafft hat, das bisher einzigartig in der Musikwelt ist.

Was steckt hinter der Dream Academy?

Bei einer Pressekonferenz in Kalifornien am gestrigen Abend verriet die Branchenprominenz der amerikanischen und der südkoreanischen Musikindustrie, was sich hinter dem Projekt Dream Academy verbirgt. Die Einleitung übernahmen HYBE-Chef Bang Si-Hyuk und der CEO von Interscope Geffen A & M John Janick – zwei Männer, die man durchaus Musikmogule nennen kann. Der interessantere der beiden ist Bang Si-Hyuk: Er zählt inzwischen zu den reichsten Männern Südkoreas und ist eine treibende Kraft im weltweiten Siegeszug von K-Pop. Mit seiner anfangs verhältnismässig kleinen Produktionsfirma Big Hit stellte er jene Band zusammen, die als BTS zum Phänomen werden sollten. Inzwischen firmiert er mit zahlreichen Unterfirmen als HYBE und hat neben BTS auch Bands wie NewJeans, Le Sserafim, Seventeen und Enhypen am Start. Geffen und HYBE probieren nun das, was sich erst noch als gute Idee erweisen muss: Sie launchen eine neue, auf der ganzen Welt gecastete Girl Group auf die Weise, wie es im K-Pop seit Jahren funktioniert. Verkürzt gesagt wird das so ablaufen: Die zwischen 14 und 22 Jahre alten «Trainees» wurden bei Auditions in Japan, Australien, UK und Südkorea entdeckt. Von 120.000 Bewerberinnen wurden nun 20 in ein Ausbildungsprogramm eingeladen, das bereits seit einigen Monaten läuft. Die entscheidende Phase wird mit einer Reality-TV-Show namens «Debut: The Dream Academy» begleitet, die am 1. September auf YouTube startet. Ein Netflix-Dokumentation wird im kommenden Jahr folgen. Von den 20 Bewerberinnen werden es am Ende nur sechs in die Band schaffen, die dann schliesslich wie im K-Pop üblich mit einer Single debütieren wird. Diverse Aussagen auf der Pressekonferenz weisen darauf hin, dass auch das Publikum in den Entscheidungsprozess involviert werden wird.

HYBE-Chef Bang Si-Hyuk und der CEO von Interscope Geffen A & M John Janick (Foto: Getty Images für HYBE, Geffen, Universal)  - Getty Images for HYBE / Geffen / Universal
HYBE-Chef Bang Si-Hyuk und der CEO von Interscope Geffen A & M John Janick (Foto: Getty Images für HYBE, Geffen, Universal) - Getty Images for HYBE / Geffen / Universal

Bang: «Ich bin stolz auf die Möglichkeiten, die wir damit innerhalb des K-Pop-Universums schaffen.»

Bang sagte auf der Konferenz: «Ich wollte schon seit einiger Zeit eine internationale Gruppe gründen, die nach der Methodik des K-Pop ausgebildet wird. Um dies zu tun, glaubte ich, dass wir einen fähigen Partner brauchten. Als ich John (Janick) traf, spürten wir beide vom ersten Moment an, dass wir musikalisch und kreativ eine Verbindung haben. Ich bin sehr stolz auf die reiche Geschichte, die uns verbindet und das enorme Talent, das wir gefunden haben. Ich bin stolz auf die Möglichkeiten, die wir damit innerhalb des K-Pop-Universums schaffen.» Diese Möglichkeiten sind offensichtlich: Mit der Dream Academy will man auch für nicht-asiatische Menschen den Traum greifbar machen, ein «Idol» werden zu können. Und man will international noch mehr Fan-Potential entfesseln, weil man natürlich darauf hofft, dass die Fans der einzelnen Länder für ihre Favoritinnen aktiv werden.

Talkrunde auf der Pressekonferenz mit u. a. Son Sungdeuk  (Choreograph von u. a. BTS, ganz links) und Mitra Darab (Executive Vice President von HYBE America, 2 v. l.)  - Getty Images für HYBE, Geffen, Universal
Talkrunde auf der Pressekonferenz mit u. a. Son Sungdeuk (Choreograph von u. a. BTS, ganz links) und Mitra Darab (Executive Vice President von HYBE America, 2 v. l.) - Getty Images für HYBE, Geffen, Universal

Son Sungdeuk (Choreograph von u. a. BTS): «Wir wollen mit dem Projekt zeigen, warum K-Pop all die Liebe verdient, die er gerade bekommt.»

Son Sungdeuk (auf dem obigen Foto ganz links), einer der erfolgreichsten Choreografen im K-Pop, sagte in einer anderen Talkrunde der Konferenz: «In der Vergangenheit war K-Pop auf Asien beschränkt, jetzt wird es auf der ganzen Welt geliebt. Wir wollen mit dem Projekt zeigen, warum K-Pop all die Liebe verdient, die er bekommt.» Man glaube daran, dass jetzt der richtige Moment sei, einen globalen Act zu starten. Nun ist es ja aber so, dass die harte Trainingsphase der Idols, in Fachkreisen T&D (Training & Development) genannt, auch immer wieder berechtige Kritik bekommen hat. Es gibt schliesslich noch immer unschöne und sogar tragische Geschichten, bei denen Idols Suizid begangen haben, weil sie dem Druck nicht mehr standhielten. Interessant wurde es deshalb in den Statements von Mitra Darab (zweite von Links auf dem obigen Foto), ihres Zeichens Executive Vice President von HYBE America. Sie versprach: «Unsere Ausbildung unterscheidet sich im Grunde nicht viel von der K-Pop-Methodik.» Aber: Mental Health und ein rücksichtvoller Umgang mit den körperlichen Fähigkeiten der Kandidatinnen stünden an erster Stelle. Das Wort «Care» werde bei HYBE grossgeschrieben.

Alle Teilnehmerinnen der Dream Academy  - HYBE x Geffen Records
Alle Teilnehmerinnen der Dream Academy - HYBE x Geffen Records

Eine «diverse Schwesternschaft»

Aber kommen wir nun endlich zur Band to be: Dream Academy. Wie bereits erwähnt, werden es nur sechs der 20 jungen Frauen in die finale Besetzung schaffen. Schon jetzt wird deutlich, dass visuell und modisch auf das Wort «Academy» gesetzt wird. Der erste Film mit den Idols, die Fotos und auch die Vorstellung auf der Pressekonferenz wurde in einer Art Schuluniform absolviert, die auch ein wenig Harry Potter Vibes verströmt. Das Logo der Band sieht aus wie eines, das man an der Fassade einer Universität finden könnte. «Sisterhood» war eh ein Wort, das in der Pressekonferenz ähnlich oft in die Mikros gehämmert wurde wie die englischen Worte «diverse» und «global». Auch hier will man den harten Wettkampf, der dieses Konstrukt ja nun mal ist, ein wenig schönreden. Wie im K-Pop oft üblich, um die aktuellen Visuals einer Band vorzustellen, gibt es einen «Art Film», der in die Welt und in die Show einführt:

Wie man hier im Film sieht, ist die Besetzung tatsächlich interessant und sehr divers. Einerseits spielt man ein wenig auf Nummer sicher und sorgt dafür, dass viele Kandidatinnen aus dem Kernmarkt von K-Pop dabei sind: junge Frauen mit thailändischen, japanischen, indonesischen, koreanischen Wurzeln. Zugleich sind aber auch sechs Amerikanerinnen am Start, eine Teilnehmerin aus Belarus, eine aus Slowenien, eine Argentinierin, eine Brasilianerin, eine Schwedin und eben «unsere» Schweizerin Manon. Wobei ebenso auffällig ist, dass viele von ihnen aus Familien mit Migrationshintergrund stammen – z. B. die junge Amerikanerin Daniella aus Atlanta, die lateinamerikanischen Wurzeln hat oder die zwanzigjährige Ezrella, deren Familie aus Indien nach Australien emigriert ist.

Ob das Konzept aufgeht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Was man jedoch schon jetzt an den ersten Materialen erkennt: «The Debut: Dream Academy» ist in Sachen Budget und Talent meilenweit von den Casting-Show-Formanten entfernt, die man hierzulande schon seit Jahren kaum noch ertragen kann und die selten nachhaltige Karrieren hervorbringen. Man sollte also diesen YouTube-Kanal ab dem 1. September im Auge behalten – und die Daumen für Manon drücken, die im «Art Film» ja schon sehr charismatisch wirkt.

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