Dieses Album wurde komplett durch KI generiert
Was passiert, wenn man einer Maschine sagt, sie solle ein ganzes Lied komponieren? Diese Frage stellte sich Gionata Zanetta, der kreative Kopf hinter dem «Danfango Orchestra», und lieferte die Antwort in Form eines Albums: «Caffèlice».
Als Musiker und Songwriter war Gionata Zanetta von der ersten Welle an KI-Tools zur Musikgenerierung fasziniert. Neugierig wagte der Tessiner ein Experiment: Er nahm seine über Jahre gesammelten Songtexte und überliess der Maschine den Rest der Arbeit. Herausgekommen ist ein Album, das vollständig durch künstliche Intelligenz kreiert wurde. Weder Instrumente noch Stimmen wurden auf herkömmliche Weise aufgenommen – alles entstand durch präzise Anweisungen an eine Software, die Zanettas Ideen in Musik verwandelte.
Das Ergebnis? Musik, die an die 60er Jahre erinnern soll, aber gleichzeitig den Blick auf eine neue musikalische Zukunft wirft. Eine Zukunft, die für Zanetta selbst schwer zu fassen ist, wie er der RSI in einem Interview erzählt.
Der Albumtitel «Caffèlice» – eine Wortschöpfung aus «Caffè» und «felice» (glücklich) – entstand durch Zufall. Einer der Songs, «La Promptografia», handelt von einem KI-generierten Bild, eines Einhorns, das glücklich einen Kaffee trinkt. Interessanterweise, so Zanetta, war es die KI selbst, die durch eine sprachliche Eigenheit den Wortwitz hervorbrachte. Eine kleine Überraschung für den Musiker, die ihn dazu veranlasste, das ganze Album danach zu betiteln.
Den Prozess, der zum Album führte, vergleicht Zanetta mit der Arbeit eines Thermomix: Man gibt die Zutaten hinein, und die Maschine zaubert etwas daraus. Doch so einfach, wie es klingt, war es nicht. Es brauchte viele Versuche, den passenden «Prompt», also den richtigen Befehl, zu finden. Und als die Maschine erste Entwürfe lieferte, musste Zanetta die generierten Elemente manuell arrangieren, bearbeiten und zu fertigen Songs zusammenfügen.
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Für den Luganer war das Projekt jedoch auch in gewisser Weise unheimlich. Als er die von der KI generierte Stimme zum ersten Mal hörte, war sein Gedanke: «Wer singt hier eigentlich?» – eine Frage ohne wirkliche Antwort. Denn die Stimmen existieren nicht wirklich. Sie sind Produkte von Algorithmen, und dennoch vermitteln sie Emotionen. Eine Erfahrung, die er als gleichermassen irritierend, wie faszinierend beschreibt.