Auf diese zwölf Newcomer:innen freuen wir uns in 2023!

Jetzt ist aber auch mal gut mit all den Jahresrückblicken! Wir schauen lieber in die nahe Zukunft und haben uns ein Dutzend Newcomer:innen aus der Schweiz und den deutschsprachigen Nachbarländern gesucht, denen wir den Durchbruch an den Hals wünschen. Mit dabei: Dilla (Foto), Badbait, Nola Kin, Gigi, Uche Yara, Valentino Vivace u. a.

Journalist

Dilla

Fangen mir mal mit Dilla an, die wir ja bereits im letzten Jahr beim Radar Festival in Zürich für ein kurzes Interview trafen. Während sie damals die passende Schublade «Underground Schlagersound» aufmachte, zeigt ihre frisch releaste Single, dass sie noch viel mehr kann als diese bittersüssen, schlagerpoppigen, hypercoolen Underground-Hits. «Junge» ist eine dramatische, modern getextete und modern geliebte Herzschmerzballade, für die sich Dilla mal eben ganz selbstischer an den Flügel setzt.

Batbait

«I hate my life but that’s OK». Like, wer’s kennt, was Batbait da auf ihrer tollen Single «Shitlife» singen. Die vier Musikerinnen beweisen seit geraumer Zeit, dass Punkrock aus dem beschaulichen und nicht armen Zürich kein Widerspruch sein muss. Ultra-catchy, lässig aus der Hüfte geschrammelt, charmant getextet, dezent angefressen vorgetragen, kann man sich gegen ihre Songs kaum wehren. Ihr Debüt «Dirty Clothes» kam im September und hätte in einem Jahr, in dem Bands wie Wet Leg die Welt erobern, ruhig noch ein paar Millionen Streams mehr verdient. Aber das kann ja in diesem Jahr noch kommen!

Valentino Vivace

Der Italo-Pop hat in den letzten Jahren in seiner neu aufbereiteten, mal ironisch, mal feierlich vorgetragenen Spielart von Acts wie Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys oder der Crucchi Gang viele Fans gefunden. Das könnte die Bühne bereiten für Valentino Vivace, der als Valentin Kopp in einem Weingut im Tessin gross wurde, in Lausanne Musik studierte und nun in Zürich – der Heimatstadt seiner Eltern – lebt. Sein Sound kann beides: ehrliche Leidenschaft für die italienischen Schmacht-Pioniere der 80er und eine nicht gerade feine Ironie, die zwar nicht mit dem Vorschlaghammer, aber mit Vokuhila und Schulterpolster-Sakko daherkommt. Gerade erst im Dezember wurde er zum «SRF 3 Best Talent» gekürt. Wir verstehen wieso.

Blumengarten

Gerade einmal drei Songs haben sie veröffentlicht, und trotzdem werden Blumengarten gerade derbe heiss gehandelt. Sänger Rayan und Produzent Sammy spielen gemeinsam einen melancholischen, manchmal gar kitschigen Pop, der trotzdem direkt ins Herz geht, was zu grossen Teilen an Rayans Stimme und seinem sehr eigenen Charisma liegt. Ihr Song «Paris Syndrom» löste den kleinen Hype aus und bald outeten sich prominente Leute wie Casper oder Longus Mongus von BHZ als Fans und Unterstützer. Ihren Hit spielten Blumengarten erst kürzlich mit eine der wichtigsten Newcomer:innen des lezten Jahres neu ein: Paula Hartmann.

Nicky B Fly

Ein Blick auf die grösseren Newcomer:innen-Wettbewerbe des letzten Jahres führte uns zur Zürcherin Nicky B Fly, die den Cokestudio Soundcheck 2022 von Coca-Cola Schweiz gewinnen konnte. Sie mischt Schweizerdeutsch, Französisch, Lingala (eine kongolesische Sprache) und Englisch mit einem Sound, der Trap-, Soul- und R'n'B-Einflüsse mit Afrobeat vermischt. Wie gut diese Mischung aufgeht und wie herrlich unschweizerisch und schweizerisch zugleich das klingt, hört man in Tracks wie diesem:

Cloudy June

Wer 2022 auf TikTok unterwegs war und seinen Algorithmus auf Pop- und Indie-Musik trainiert hat, kam an Cloudy June nicht vorbei. Die junge Sängerin lebt in Berlin, hat kubanische Wurzeln und grunzte vor ihrer Popkarriere in einer derben Metalcore-Band. Heute schreibt sie selbstbewusste, catchy Pop-Ohrwürmer, die Queerness, Feminismus und eine freie Entfaltung der eigenen Sexualität zelebrieren. Ihr grösster Hit liess so manchen ertappt erröten: In «FU in my Head» singt sie über eigentlich platonische Freund:innen, die sich immer wieder in ihre eher feuchteren Träume schleichen.

Gigi

Anfang des letzten Jahres war Gigi Teil der «All Female Cypher» bei «Enter The Circle» auf SRF Virus. Dass sie das Mic aber auch alleine bespielen kann, beweist sie seitdem in schöner Regelmässigkeit. Ihr Rap zwischen Schwyzerdütsch und Denglisch klingt so dermassen lässig und tough, als hätten sich diese Sprachen und Zungenschläge schon immer gut verstanden. Bestes Beispiel ist ihr Track «Hässig», das wir hier in einer Live-Session gefunden haben:

Uche Yara

Kurzer Blick nach Österreich – auch wenn man bei der jungen Sängerin und Songwriterin Uche Yara kaum glauben mag, dass sie aus diesem konservativen Ländchen stammt. Viel weiss man über Uche Yara auch noch nicht, ausser dass sie verdammt gute Musik irgendwo zwischen Singer/Songwriterinnen-Stuff, Rockmusik und R’n’B spielt. Bilderbuch nahmen sie Anfang des Jahres mit auf Tour, wo sie jeden Abend lässig mit ihrer E-Gitarre auf die Bühne schlenderte und als One-Woman-Show ein paar tausend Menschen mit ihrer Stimme und ihren Riffs in den Bann zog. Uche Yara muss man live erleben – deswegen gibt’s hier eine wundervolle Live-Session vor historischer Kulisse in Wien.

Pleader

Wer sich wie diese drei Zürcher Freunde Pleader nennt, konkurriert bei Google, YouTube, Spotify und Co. mit einem höchst erfolgreichen Song der britischen Band Alt-J. Wir hoffen dennoch, dass viele Menschen diese Band für sich entdecken. Ihre Debütalbum «Affection» kam Ende September und löst bei uns genau die Empfindung aus, die der Titel beschreibt. Melancholischer anrührender Indie-Folk, der manchmal wie in «Summer Depression» ganz stripped-down funktioniert und mal wie in «Pretty» fast tanzbar gerät.

Nola Kin

Songwriterin Carla Fellinger ist in der Schweizer Musiklandschaft natürlich keine Unbekannte – und trotzdem passt sie mit ihrem neuen Projekt ganz gut in diese Liste. Denn nach Pause und Pandemie wird sie sich mit dem neuen Namen erst wieder eine Fanbase erspielen müssen. Das dürfte jedoch locker gelingen, wie man Ende November im Dynamo in Zürich sehen konnte. Dort eröffnete sie für MESSINA und Panda Lux und zog uns mit ihrer einzigartigen Stimme und den melancholischen Grooves widerstandlos in ihren Bann.

Pet Owner

Noch ein Blick nach Luzern, wo die junge Musikerin Lea Mathis alias Pet Owner im September ihr Debütalbum «Natural Behaviour» veröffentlichte. Astreiner, melodischer Synth-, Dream- oder auch Bedroom-Pop, der auf zart gezupfte Gitarren, weirdes Bassblubbern und sphärische Synths setzt, die allesamt ihre weiche Stimme umspielen. Wer genau hinhört, findet in den Lyrics aber auch die ein oder andere existenzialistische Untiefe – zum Beispiel im herrlich unaufgeregten «Hysterical», das unter der schönen Oberfläche regelrecht brodelt.

TEMMIS

Künstler wie Edwin Rosen prägten in den letzten zwei Jahren die Neue Neue Deutsche Welle. Was eigentlich eher als ironischer Gag gedacht war, hat sich mittlerweile dermassen etabliert, dass es sogar hippe Playlisten dazu gibt. Mit der NDW hat die NNDW allerdings bis auf die deutschen Texte wenig gemein, war sie doch – also die NDW – die kommerzielle Verwurstung eines Sounds, der im britischen New Wave oder Post- und Proto-Punk seinen Anfang nahm. Idole der NNDW sind zum Beispiel die Schweizer Musiker der Kultband Grauzone. Eine poppige und besonders charmante Band aus dem NNDW-Sound sind die jungen Herren von TEMMIS aus Tübingen, die mit Hits wie «Sommer vorbei» oder «Wenn du da bist» vor allem junge Fans mit ihrem deutschsprachigen New-Wave-Update anfixten. Mittlerweile beim Major-Label Warner gesignt, bewies ihre neue Single «Klinge», dass sie trotz des Deals nicht vorhaben weniger düster zu klingen.

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