50 Jahre Hiphop: Diese 7 Rapperinnen musst du gehört haben

2023 feiert die Hiphop-Kultur ihren 50. Geburtstag. Für das Jubiläum tun wir uns mit den Kollegen vom LYRICS Magazine zusammen, der grössten unabhängingen Schweizer Plattform für Hiphop. Die Genre-Profis präsentieren diese Woche auf starzone täglich eine Story zu den wichtigsten Ereignissen der Hiphop-Geschichte. Heute mit 7 Rapperinnen für den Next Big Thing-Radar.

Ob in der Schweiz oder über die Landesgrenze hinweg, der Frauenmangel in der Hiphop-Szene ist Realität. Um ein zukünftiges Festival-Line-up Geschlechter-ausgeglichener zu machen, zeigen wir dir hier 7 Rapperinnen, international wie national, die du gehört haben musst.

Rap ist seit der Gründung stark männerdominiert und muss daher des öfteren Sexismus-Kritik einstecken. 2018 erst gewann Cardi B als erste Frau überhaupt einen Grammy in der Kategorie «Best Rap Album» mit «Invasion of Privacy» – ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Nun gehen in der HipHop-Welt aber noch viele Frauen unter, obwohl ihre Musik riesiges Potential aufweist. Unser kleiner Deepdive für «Underrated 1.0» bringt für dich hoffentlich einige ungeschliffenen Diamanten ans Licht.

Ktlyn - USA

Mit nur 10 Jahren sammelte Ktlyn aus San Diego schon früh Erfahrungen im Texte schreiben. Inspiriert von JAY Z und Eminem begann sie ihr Talent und Begeisterung für Rap zu entdecken. Während ihrem Bachelor-Studium in Los Angeles hatte sie die Ehre, Westcoast-Legende Too $hort ihre Skills zu zeigen. Er war beeindruckt und lud sie auf eine Studio Session ein. Nun hatte Ktlyn einen ersten Quality-Check überstanden, jedoch noch keine richtige Audience. Unter Motivation von ihren Freunden begann sie schliesslich, 2020 Snippets, Remixes und Freestyles auf Tik Tok und Instagram zu laden. Schnell stiegen ihre Klickzahlen und auch ihre Anzahl Fans. Eines der meistgeschauten Videos, ein Remix von Saweeties und Doja Cats Song «Best Friend», erreichte schon über zehn Millionen Views. Doch erst als 2022 Rap-Grösse Russ seine Community auf eine Open-Verse-Challenge seines Songs «Handsomer» herausforderte, schaffte Ktlyn den bis jetzt wichtigsten Schritt ihrer Karriere. Denn so eine Herausforderung war für sie ein leichtes Fressen: Sie meisterte die Challenge so gut, dass Russ den Remix kurz darauf offiziell auf Spotify veröffentlichte. Er war so begeistert von Ktlyns Talent, dass er sie als Pre-Act auf seine Nordamerika-Tour 2022 einlud und sie bei seinem selbstgegründeten Label Diemon signte. Ob die Rapperin aus Kalifornien bald ein grösseres Projekt veröffentlicht, ist noch unklar. Lange liegt schon die Idee einer EP in der Luft, doch bis dato besteht ihre Diskographie nur aus einzelnen Singles. Man kann jedenfalls gespannt sein, welche Challenge Ktlyn sich als nächstes vornimmt.

Josi - Deutschland

Die Frankfurterin Josi bringt mit ihren erst 19 Jahren schon eine beachtliche Ladung Attitüde an den Tag. Mit Songs wie «Kasse» lässt sie den einen oder anderen Deutschrapper dumm aus der Wäsche schauen. Nicht ohne Grund war sie eine der ersten drei Artists auf Olexeshs 2020 gegründeten Label Authentic Athletic Records. Er meinte auf dem gemeinsamen Track «Icy» sogar: «Sie ist real, Frankfurt, Josi gibt Highkicks, sie beisst dich». Trotz der Vorliebe für Punchlines beweist Josi in ihren wenigen Releases schon viel Diversität. Beispielsweise wird sie in ihrem letzten veröffentlichten Song «Vetrau dir nicht» über einen sentimentalen Drill-Beat persönlich und eröffnet einen Einblick in ihre Gefühlswelt. Man darf mit Sicherheit darauf vertrauen, dass die noch nicht einmal 20-Jährige Josi sich in der Deutschraps-Szene immer weiter etablieren wird.

Meryl - Frankreich

Mit haitianischen Wurzeln erfrischt die junge Rapperin Meryl aus Martinique deine Hörsinne. Ihre unique Stimme fliesst harmonisch über Beats aller Art: Trap, Boom bap oder Dancehall. Durch ihr Gespür für catchy Melodien verschaffte sie sich vor 2018 im Underground der französischen Rapszene einen Namen. Nun wird sie unter anderem von Pyroman oder Junior Alaprod, den Besten Frankreichs, produziert und vergrössert ihre Reichweite konstant. Auf ihrem ersten und bisher letzten releasten Album «Jour avant caviar» aus dem Jahr 2020 fasziniert sie mit ihrer breiten musikalischer Palette. Ihre davon drei erfolgreichsten Songs: «Coucou», «La brume» und «AH LALA» sind mit eindringlichen Autotune-Hooks eher traplastig. Daneben hat sie aber beispielsweise in «Billets» den besten Soundtrack für einen Strandausflug. Ob ihr zweites Album oder sogar ein Feature der extra Klasse bald ansteht, wird sich zeigen. Das Hitpotential in ihrer Musik wird sich wahrscheinlich in Zukunft noch mehr bewähren.

Weitere Anspieltipps: «AH LALA» und «Coucou»

Barkaa - Australien

Inhaltliche Tiefgründigkeit, beziehungsweise das Ansprechen von relevanten Themen, fällt im heutigen Hiphop immer mehr in den Hintergrund. Deswegen sind Rapper:innen wie Barkaa aus Sydney wichtig für die musikalische Balance. Auftritte im berühmten Sydney Opera House und der 2020 PUMA Rookie Of The Year Award stehen mitunter auf der Checkliste der Australierin. Als die weltweiten BLM-Proteste vonstatten gingen, veröffentlichte die sie zwei Songs, die inhaltlich ihre Frustration mit der herrschenden Ungerechtigkeit zeigen sollten. «OUR Lives Matter» sowie «I Can't Breathe» wurden sogar in australischen Schulen als Reverenz zu jenem Thema benutzt. Abgesehen von ihren einflussreichen Texten, hört man Barkaas Ernsthaftigkeit in ihrer mächtigen Delivery. Auch einer ihrer letzten Tracks «Blak Matriarchy», eine Homage an ihre weiblichen Vorfahren, wirkt wie eine Hymne für Weiblichkeit und Stolz. Wen Barkaa mit ihrer Musik als nächstes bestärken wird, kann man nur spekulieren. Jedoch eines ist klar: Diese Frau hat etwas zu sagen.

Weitere Anspieltipps: «King Brown» und «I Can't Breathe»

LIZ - Deutschland

Ebenfalls aus Frankfurt stammt die Strassenrapperin LIZ. Das man sich nicht mit ihr anlegen soll, wird in den ersten Sekunden von Musikvideos wie «Mizgeburt» oder «Kuzeng/Kuzine» klargestellt. Ihr Motto «Bleibe Echt» wirkt viel mehr wie eine Warnung. Passend zeigt sie sich auf dem Cover des gleichnamigen Debütalbum elegant, aber bedrohlich mit Zigarette im Mund. Neben ihrer mächtigen Produktion erinnert ihre Stimmfarbe an einen Haftbefehl oder Hanybal. In ihren letzten Releases merkt man wie LIZ ihre Street-Attitüde immer kommerzieller und cineastischer darzustellen beginnt. Zum Beispiel lehnt ihr Musikvideo «Mona Liza» ein wenig an Blockbuster-Clip «APESHIT» von Beyoncé und JAY Z an. Wie LIZ sich weiter durch die deutsche Rapszene durchboxt, wird sich zeigen.

Weitere Anspieltipps: «Mizgeburt» und «Allein sein»

Ele A - Schweiz

Obwohl die Schweizerin Ele A mit zwei releasten Songs noch ganz am Anfang ihrer Karriere steht, merkt man bei ihr schon, dass sie Rap technisch viel vorzuweisen hat. Die Tessinerin gleitet ganz entgegen jeglichen Trends in drei Minuten-Länge über Producer Disses Boombap-Instrumentals der ersten Klasse. Ihr entspanntes italienisch verstärkt den melancholischen Vibe natürlich um einiges. Gut möglich, dass ihre Begabung bis über die Schweizer Grenze hinaus nach Italien reichen wird: An Potential fehlt es Ele A nämlich nicht.

Weiterer Anspieltipps: «Jeans»

Kay The Prodigy - Frankreich

Der 808-lastige mit unorthodoxen Flows bepackte Sound der jungen Strassburgerin Kay The Prodigy erinnert an die glorreichen SoundCloud-Zeiten. Ihr erster Song «Sentiments» zeichnet sich mit einer Selbstverständlichkeit durch seine Abstraktivität aus. Über «Sentiments», also Gefühle, zu reden muss nicht immer kitschig und romantisch in Form einer Ballade dargestellt werden, sondern kann auch mal die Schattenseiten hervorbringen. Weniger düster ist Kays bis jetzt erfolgreichster Song «Prestige». So verspielt wie sie über den bouncigen Beat rappt, so zeigt sich auch in dessen Musikvideo. In der EP «EASTERN WIND», produziert von Mezzo Millo, stellt sie ihr Talent für technisch sehr anspruchsvolle Flows ein weiteres Mal unter Beweis. Es bleibt spannend, wie sich ihre Musik weiterentwickelt.

Weitere Anspieltipps: «Sentiments» und «Crime Parfait»

Dieser Artikel wurde von der Redaktion des LYRICS Magazines verfasst.

www.lyricsmagazin.ch

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