TV Sounds: Die überraschende Geschichte hinter dem «Knight Rider»-Titelsong
Was hat Knight Rider mit Ballett zu tun, wieso wurde Winnie the Pooh in diesem Jahr zum Serienmörder und warum liegt hier überhaupt Stroh? Wir beantworten zwei dieser drei Fragen in diesem Artikel.
Neben dem sprechenden Auto K.I.T.T. und David Hasselhoffs Brusthaar ist der Titelsong der Serie «Knight Rider» wahrscheinlich das prägendste Element der 80er-Action-TV-Show. Das instrumentale Stück dauert in einer seiner Originalfassung gut drei Minuten und als Komponisten sind die amerikanischen Musiker Glen Larson und Stu Phillips vermerkt.
Ähnlich wie David Hasselhoff, der auch heute noch davon überzeugt ist, dass er die Berliner Mauer im Alleingang eingerissen und die beiden Deutschlands wiedervereint hat, beansprucht das Duo die Credits hier aber zu unrecht. Beide Künstler haben in ihren langen Karrieren dutzende Filme und Serien vertont. Darunter «Airplane», «Battlestar Galactica» und «The Amazing Spider-Man». Sie sind zweifelsohne talentierte Musiker, der «Knight Rider»-Titelsong hat seinen Ursprung aber mehr als 100 Jahre bevor Michael Knight das erste Mal den Turbo Boost zündete. Verfasst wurde die Melodie von Léo Delibes für das französische Ballettstück «Sylvia, ou La nymphe de Diane» und zwar 1876.
Auf Diebestour in Frankreich und Deutschland
Das klassische Arrangement heisst «Grand cortège de Bacchus» und nicht näher bestätigten Überlieferungen zufolge, flogen schon damals die Pantalones, als die Hook-Line zum ersten Mal einsetzte. Sicher ist hingegen, dass sich Larson grosszügig bei Delibes Komposition bediente und weil das so gut funktionierte, setzte er seine musikalische Kleptomanie in Deutschland fort. Inspiration fand er bei Harry Thumann und dessen Song «Sphinx»
Thumann war ein Musikproduzent und Soundtüftler, dessen Output einigermassen überschaubar ist. Mit «Underwater» gelang ihm ein kleiner Hit, der es fast zehn Jahre nach seinem Tod auf den Soundtrack von «Grand Theft Auto IV» schaffte. Darüber hinaus taucht seine Name jedoch nur noch in den Foren von irgendwelchen Synthesizer-Enthusiasten auf und «Sphinx» bleibt die verdiente Aufmerksamkeit bis heute verwehrt.
Legal geklaut
Warum also können Larson und Phillips den «Knight Rider»-Titelsong für sich verbuchen? Im Falle von «Sphinx» ist das nicht ganz geklärt. «Grand cortège de Bacchus» aber ist mehr als 100 Jahre alt und verliert damit, nach dem amerikanischen Recht, das Copyright des ursprünglichen Komponisten. Larson und Phillips konnten die Melodie also 1:1 kopieren, diese neu schützen lassen und dürfen sich legal als deren Verfasser ausweisen. Dies hat zur Folge, dass ihre Namen sich auch in den Credits von Songs finden, die später wiederum beim «Knight Rider»-Titelsong gesampelt haben. Darunter zum Beispiel Busta Rhymes.
Und allen voran Punjabi MCs «Mundian To Bach Ke», das später von Jay-Z gemixt wurde.
Tschüss Copyright, Hallo Public Domain
Theoretisch verlieren sämtliche Songs irgendwann ihr Urheberrecht und werden dann Teil der Public Domain, also zum immateriellen Allgemeingut, das frei genutzt werden kann. Die Gesetze dafür sind von Land zu Land unterschiedlich und einigermassen kompliziert, treiben aber bereits heute seltsame Blüten. So erschien im Februar diesen Jahres ein Horror-Film mit Winnie the Pooh in der Hauptrolle.
Aktuell versuchen die Disney-Anwälte zu verhindern, dass Mickey Mouse ab dem nächsten Jahr den Urheberrechtsschutz verliert. Dieser hatte 1924 seinen ersten Auftritt und wäre damit ab 2024 Freiwild. Wir arbeiten übrigens schon an einem Drehbuch, über das erste Zusammentreffen von Micky und Minnie. Es ist ein erotischer Thriller mit Nicolas Cage und Tilda Swinton in den Hauptrollen und er wird exklusiv auf unserem Only Fans-Kanal herauskommen.
(Credits, Titelbild: Wikimedia)