Veröffentlicht am 07. Oktober 2023

TV Sounds: 20 Jahre School of Rock – Jack Black spielt Bestnoten

Lektion 1: Immer weiter rocken! Die legendäre Musikkomödie "School of Rock" mit Jack Black wird 20 Jahre alt - und ist noch immer ein wirbelwindiger Headliner.

Journalist

Auf der Suche nach uns selbst, unserem Platz in dieser Welt, kann Musik eine scharfe Kompassnadel sein. Sie knüpft Gemeinschaft und stiftet Sinn, wenn wir uns allein und überfordert fühlen. Und wer behauptet, sich als Kind nie allein und überfordert gefühlt zu haben, meldet sich jetzt sofort bei der Schulleitung wegen Anlügen eines Online-Musikportals.

Die meisten von uns haben alle Dreisatzlektionen längst vergessen und seufzen schwer, wenn es ums Konjugieren französischer Verben geht. Doch der Moment, als die Lehrerin zum ersten Mal ihre Gitarre aus dem Koffer nahm und Textblätter zu “Let It Be” durchs Klassenzimmer reichte? Es scheint, als hören wir noch immer den windschiefen Kinderchor, von dem auch wir Teil waren.

Nachsitzen mit Jack Black

Vor 20 Jahren kam ein Film ins Kino, der nicht nur das Leben seiner Cast und Crew für immer veränderte. “School of Rock” ist eine ebenso liebevolle wie breitbeinige Ode ans Erwachsenwerden und Jungbleiben. Statt in einen Club der toten Dichter lockt Hauptdarsteller Jack Black als vermeintlicher Vertretungslehrer die verklemmten Zöglinge einer Privatschule in die VIP-Zone der alten Rocker und öffnet den Kindern Augen und Ohren und Herzen.

Heute gilt die Comedy als ein Klassiker des Genres, geeignet für Menschen im Alter von 6 bis 666. Und während derzeit speziell in den USA wieder ein Krieg darum tobt, welche vermeintlich teuflischen Lehrmittel vom Bücherregal auf den Scheiterhaufen gehören, ist “School of Rock” mit seiner progressiven Message auch ein dringend benötigter Balsam ohne Ablaufdatum.

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Der Weg zur “School of Rock” begann im Year of Punk: 1977 suchte der damals 27-jährige Hans Fenger dringend einen Job. Und der kanadische School District Langley suchte dringend Lehrpersonal. Obwohl Fenger noch nie unterrichtet hatte, bewarb er sich und kriegte den Job. Dementsprechend unorthodox ging der Quereinsteiger seiner Aufgabe nach, den Grundschulkindern Musik beizubringen. Statt ihnen “altersgerechte” Lieder einzutrichtern, griff der Kanadier zu zeitgemässen Songs. Von David Bowie, den Beach Boys, Neil Diamond.

Das Resultat wurde als “The Langley Schools Music Project” aufgezeichnet - und schnell vergessen. Erst als ein Plattensammler im Jahr 2000 in einem Trödelladen auf eine alte Vinyl-Ausgabe stiess und einem Bekannten in der Musikindustrie zeigte, erklangen die Stimmen der Schulkinder von Langley zum ersten Mal für ein grösseres Publikum. Die Aufnahmen wurden als Doppel-CD neu veröffentlicht. Ein Exemplar landete bei Mike White: Schauspieler, Filmemacher, Drehbuchautor und - ganz wichtig - damaliger Wohnungsnachbar von Jack Black.

The Langley Schools Music Project

Black hatte wenige Monate zuvor mit dem Film “High Fidelity” seinen grossen Durchbruch gehabt. Ganz Hollywood wollte ihn jetzt in der Rolle des funny fat guys, der gegen Glastüren rennt und dem beim Sandwich-Essen vor lauter Gier die Essiggürkchen rausfallen. Black, der seit den Neunzigern auch im Rock-Duo Tenacious D spielt, hielt dagegen nach weniger idiotischen Rollen Ausschau. Also schrieb ihm White, inspiriert von seiner neuen Lieblingsdoppel-CD, eine solche auf den Leib.

Als Regisseur wurde Richard Linklater verpflichtet. Indie-Filme wie “Dazed and Confused” und “Slacker” hatten ihn zum Arthouse-Darling gemacht. Dementsprechend zögerte Linklater zunächst, für eine auf den Mainstream ausgelegte Familienkomödie eingespannt zu werden. Filmproduzent Scott Rudin beharrte und schon bald erwies sich die Verpflichtung insbesondere fürs restliche Casting als Glücksgriff.

Linklater lässt büffeln

Linklater setzte grossen Wert darauf, dass die Kinder im Film ihre Instrumente auch tatsächlich beherrschten. Und so war für die meisten Klassenkinder “School of Rock” ihre erste Rolle vor der Kamera. Mögliches Lampenfieber liess jedoch der zappelnde Hauptdarsteller schnell verglühen. Vor und hinter der Kamera verstand sich Jack Black ausgezeichnet mit seinen jungen Co-Stars. Seine Performance hat die rastlose Energie eines hoch koffeinierten Kaffees während eines Erdbebens und gilt noch heute als sein absolutes Karriere-Highlight.

School of Rock OST

Als musikalischer Supervisor wurde Jim O’Rourke verpflichtet, der damals bei den Alternative Rock Legenden Sonic Youth spielte. Und auch der Soundtrack löst noch heute bei gestandenen Rolling-Stone-Abonnenten zustimmendes Kopfnicken aus: Von Haudrauf-Hard-Rock à la AC/DC bis too cool for school Acts wie Velvet Underground und The Modern Lovers ist alles mit dabei, was auf eine hartbesaitete Jukebox gehört. Selbst Led Zeppelin - bekannt dafür, ihre Songs kaum für Film- und TV-Produktionen freizugeben - gestatteten die Verwendung ihres “Immigrant Song”.

“School of Rock” wurde zum Kassenschlager und Liebling der Kritik. Erst zwölf Jahre später löste ihn “Pitch Perfect 2” als erfolgreichste Musikkomödie aller Zeiten ab. 2014 folgte eine eher mittelmässige TV-Adaption, die für drei Staffeln auf Nickelodeon lief. Wenig später brachte Musical-Heavyweight Andrew Lloyd Webber “School of Rock” auf die Broadway-Bühne.

Jack Black wurde nach “School of Rock” endgültig zum Superstar. Für viele der jungen Darstellerinnen und Darsteller blieb der Film jedoch der einzige grosse Kinoauftritt. Doch unterhalten sie bis heute einen Gruppenchat und sind entweder noch immer in der Musik tätig oder in kleineren TV- und Film-Rollen zu sehen. Tragische Ausnahme ist Kevin Clark, der den grossmäuligen Drummer spielte und 2021 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Bei der geplanten Cast-Reunion zum 20-jährigen Jubiläum wollen ihm seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen speziell gedenken - und noch einmal zurückblicken auf jenen Film, der nicht nur ihr Leben unwiderruflich gerockt hat.

Deine Hausaufgabe für heute: “School of Rock” rewatchen! Hier siehst du, wo er aktuell fürs Streaming angeboten wird.

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