Veröffentlicht am 19. März 2024

Ist ein Biopic über Michael Jackson eine gute Idee?

2025 soll das Biopic «Michael» in die Kinos kommen. Der Action-Experte Antoine Fuqua führt Regie. Michaels Neffe Jaafar Jackson spielt den «King of Pop». Jacksons Familie war angeblich jeden Tag am Set. Sollte es diesen Film geben? Und wenn ja: Was wird er zeigen?

Journalist
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Das Genre Biopic ist ja eh ein Thema für sich. Vor allem in diesem Jahr: Bob Marley war schon dran, Amy Winehouse kommt in ein paar Wochen – tja, und 2025 gibt es dann das Biopic über den «King of Pop» Michael Jackson. Aber dazu gleich mehr. Was viele Biopics gemein haben: Die wenigsten trauen sich auch Kritisches, oder dunkle Zeiten adäquat zu thematisieren.

Wer die Songs will, muss die schönen Seiten zeigen

«Bohemian Rhapsody» ist vielleicht das beste Beispiel für ein Biopic, das dermassen glattpoliert wurde, dass man vielen dort gezeigten Szenen kaum trauen mag. Oft liegt die besonders positive Darstellung zum Beispiel daran, dass Musiker:innen-Biopics natürlich die originalen Songs brauchen.

Bombastisch und (zu?) glattpoliert: «Bohemian Rhapsody».

Deren Rechte liegen oft bei den Erb:innen – und bei grossen Labels, die sich von der Unterstützung eines solchen Filmprojekts natürlich versprechen, noch einmal mit der Musik Geld zu verdienen.

Hier gibt es ebenfalls ein recht aktuelles Beispiel, das dieses Dilemma zeigt: «Priscilla», das Biopic von Sofia Coppola über Elvis Presleys erste Ehefrau, hat nicht einen Elvis-Song – weil dessen Familie diese nicht freigab für einen Film, der auch die gewalttätige Seite von Elvis ins Licht rückt.

Michael Jackson-Biopic: So sieht der Michael-Darsteller aus | ZUM ARTIKEL

Das sagt der Regisseur über «Michael»

Was soll und kann und will uns also ein Biopic über den King of Pop zeigen? Bestimmt nicht das, was seine Opfer in der Dokumentation «Leaving Neverland» erzählen. Regisseur Antoine Fuqua, der sonst eher Action-Spezialist ist und Filme wie «Training Day» und «The Equalizer» drehte, sagte in einem Interview mit dem Online-Magazin «Collider»: «Ich werde mich an die Fakten halten, so wie sie mir bekannt sind.»

Weiter sagt er: «Der Film soll Michael Jackson sowohl als Künstler als auch als Menschen zeigen – mit all seinen guten und weniger schönen Seiten. Ich wünsche mir, dass die Zuschauer:innen dann für sich entscheiden, wie sie Jackson einschätzen sollen.»

Jackson Neffe Jaafar spielt den «King of Pop»

Michael Jackson wird im Film von seinem Neffen Jaafar Jackson gespielt. Den umstrittenen und übergriffigen Familienpatriarch Joe Jackson spielt Colman Domingo. Diverse Quellen berichteten, dass bei den bereits gestarteten Dreharbeiten an jedem Tag Mitglieder aus seiner Familie am Set anwesend waren.

Jafaar Jackson hat bereits Erfahrung vor der Kamera.

Neuer Trailer zu Michael Jacksons «Thriller»-Doku | ZUM ARTIKEL

Antoine Fuqua schwärmt natürlich von seinem Hauptdarsteller. Sein Spiel ginge weit über die physische Ähnlichkeit (die man auch oben auf dem ersten offiziellen Foto sieht) hinaus. «Es ist Michaels Geist, der auf magische Weise zum Vorschein kommt», so Regisseur. Produzent Graham Kind sagte im Magazin «People»: «Bei Jaafar ist jeder Blick, jede Note, jede Tanzbewegung Michael.»

Einblicke in Privatleben und künstlerischer Prozess

Was «Michael» als Film alles zeigen wird, steht noch nicht fest. Im offiziellen Statement vom Filmverleih Lionsgate heisst es: «Es wird Jacksons ikonischste Auftritte zum Leben erwecken und einen fundierten Einblick in den künstlerischen Prozess und das Privatleben des Entertainers geben.»

Für das Drehbuch ist Joe Logan zuständig, der zum Beispiel an «Gladiator» und «Aviator» schrieb. Da das erste offizielle Bild Jaafar Jackson im Outfit der legendären «Dangerous World Tour» in den Jahren 1992 und 1993 zeigt, liegt die Vermutung nahe, dass man sich vor allem auf jene Jahre konzentriert, in denen Jacksons Übergriffe noch nicht bekannt waren.

«Leaving Neverland»-Regisseur findet deutliche Worte zu «Michael»

Dan Reed, der bei der Dokumentation «Leaving Neverland» Regie führte und folglich viel Zeit mit Jacksons Opfern James Safechuck und Wade Robson verbrachte, ist natürlich nicht wirklich begeistert von der Idee eines Biopics. Er sagte der britischen Zeitung «The Guardian» deutliche Worte.

«Niemand spricht davon, diesen Film, der einen Mann verherrlichen wird, der Kinder vergewaltigt hat, zu 'canceln'», findet Reed. «Zu den Filmemachern sage ich: Wie werden Sie den Moment darstellen, in dem Jackson – ein erwachsener Mann in den Dreissigern – ein Kind an der Hand nimmt und es in dieses Schlafzimmer führt? Wie werden sie darstellen, was als nächstes passiert?»

Dan Reed sagt ausserdem: «Indem sie die Frage nach Jacksons Vorliebe für Sex mit kleinen Jungen umgehen, senden Sie eine Botschaft an Millionen von Überlebenden sexuellen Missbrauchs. Diese Botschaft lautet: Wenn ein Pädophiler reich und beliebt genug ist, wird ihm die Gesellschaft vergeben.»

Gucken oder nicht gucken?

Der Film wird auf jeden Fall die Gemüter spalten – aber die Produzent:innen scheinen wohl davon auszugehen, dass es noch genug Fans gibt, die die Anschuldigungen entweder verdrängen oder gar leugnen.

Das sieht man immer wieder, wenn über Michael Jackson berichtet wird. Und man merkt es an den guten Verkäufen der «Thriller»-Jubiläums-Veröffentlichungen. Gecancelt ist er bei vielen Menschen mitnichten – und seine brillante Musik machen die Sache für viele eben nicht «leichter».

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Il Civetto
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Il Civetto

Il Civetto gehen mit «Liebe auf Eis» auf Tour

Neues Album, neue Single, neue Tour: «Liebe auf Eis» eröffnet das Il-Civetto-Jahr. Die neue Single erschien am 11. August und ist gleichzeitig der Titelsong des neuen Albums der Berliner Band, das am 15. März 2024 veröffentlicht wird. Im April und Mai 2024 bege-ben sich Il Civetto dann auf ihre bislang grösste Tour.


Der Titel war plötzlich einfach da: Es war Januar 2023 und Il Civetto trafen sich, um an neuen Songs zu arbeiten. Es entwickelte sich eine inspirierende Session, die alle Mitglieder als die fruchtbarste ihrer bisherigen Geschichte erlebt haben, bei der von Anfang an diese frühe Son-gidee von Sänger Leon Keiditsch wie ein gutes Omen über allem schwebte. Diese Idee ist nun auch die erste Single aus dem am 15. März 2024 erscheinenden zweiten Album der neuen Il-Civetto-Zeitrechnung: «Liebe auf Eis».

Schon immer ging es in der flirrenden Pop-Internationale von Il Civetto um Fernweh, Sehnsucht und das Gefühl, unterwegs zu sein. Die Musik dieser Band imaginiert gleichzeitig den Vibe ei-ner lauen Sommernacht und den Kater danach. Mit ihrem letzten Album «Späti del Sol» hatten sie diesen Möglichkeitsraum bis in die letzten Winkel ausgelotet, mit «Liebe auf Eis» geht die Berliner Band noch einen Schritt weiter.
So kann man den Titel als Symbolbild für alles verstehen, um das es bei dieser Band geht. Eu-phorie und Melancholie sind bei Il Civetto kein Gegensatzpaar, wo Licht ist, ist auch Schatten. Gesellschaftlich, privat, auf allen Ebenen – darin liegt der besondere Zauber dieser Gruppe von Freunden. Es geht in ihrer Musik darum, Widersprüche auszuhalten, Gräben zu überbrücken, die gesellschaftliche Kälte in polarisierten Zeiten mit Liebe zu überwinden – «Liebe auf Eis».

Überhaupt sind Il Civetto auf dem neuen Album persönlicher geworden, noch näher an ihren Themen. «Es wird einen Song über meine Jugend geben, einen anderen für meinen Vater und auch die Liebeslieder sind noch von eigenen Erfahrungen geprägt», sagt Keiditsch. Aufgenom-men haben sie «Liebe auf Eis» erneut mit dem Produzenten Ralf Christian Mayer (Clueso, Mark Forster, Cro u.a.), der die Vision dieser Band schon immer am besten verstanden hat.

«Liebe auf Eis» kann ab dem 8. September vorbestellt werden, am selben Tag startet auch der Vorverkauf für die bislang grösste Il-Civetto-Tour im April und Mai 2024.
Pendragon
15/05/2024 - 15/05/2024
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Pendragon

NORDSTERN ÜBER PRATTELN

Nach drei äusserst schwierigen Jahren für Live-Musik gehen die ungekrönten Könige des melodischen Neo-Prog endlich wieder auf Tour. Beim Besuch im Z7 feiern sie nicht nur 45 Jahre Pendragon sondern auch ihren jüngsten musikalischen Output. Mit dem Mini-Album „North Star“ melden sich die Altrocker um Mastermind Nick Barrett eindrücklich zurück und beweisen, dass sie auch nach viereinhalb Jahrzehnten noch immer ein Garant für traumhaft schöne Prog-Perlen sind.


Pendragon wurden 1978 von Mastermind Nick Barrett in der englischen Grafschaft Gloucestershire gegründet. Erste Erfolge feierte die Band, als der damalige Manager im Jahr 1982 die aufstrebende Band Marillion für eine gemeinsame Tour buchte. Die beiden Bands verstanden sich ausgezeichnet und es folgten weitere Tourneen, bei denen Pendragon im Sog der Überflieger Marillion sukzessive ihre Fanbasis erweitern konnten. 1983 spielten sie schliesslich vor über 30’000 begeisterten Zuschauern auf dem legendären Reading Festival und nahmen eine Session für die populäre BBC-Radiosendung Tommy Vance’s Rock Show auf. Weitere Meilensteine in der Geschichte der Band waren die Gründung des eigenes Labels Toff Records im Jahr 1987 sowie der Release des Albums „The Masquerade Ouverture“ von 1996, von welchem über 60’000 Einheiten abgesetzt wurden. Im Lauf der Jahre festigten Pendragon mit qualitativ stets hochstehenden Veröffentlichungen ihre Position als eine der führenden Progressive-Rock-Bands Grossbritanniens. Sie tourten regelmässig um die Welt, reisten bis nach Südamerika, in die USA, nach Kanada und Japan und spielten ausverkaufte Shows. Nach der pandemiebedingten Zwangspause kehrten Pendragon 2023 für ein paar ausgesuchte Shows auf die Bühne zurück. Und nun geht’s endlich wieder richtig auf Tour. Mit dabei haben sie das Mini-Album „North Star“, auf dem 25 Minuten neu komponierte Musik zu hören ist. Wie üblich bei Pendragon liegt auch „North Star“ ein Konzept zu Grunde. „Der Nordstern hat die Menschheit seit Tausenden von Jahren aus misslichen Situationen geführt“, so Mastermind Nick Barrett „und unser Album ist eine positive Botschaft, die dies nach den letzten drei Jahren als Weg nach vorne für alle nutzt, ganz ohne das leidige C-Wort zu benützen.“ Der Nordstern erstrahlt im nächsten Frühjahr in voller Pracht und weist den Musikern den Weg nach Pratteln.

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