Veröffentlicht am 30. August 2023

50 Jahre HipHop: Rap für Menschen, die keinen Rap mögen

2023 feiert die Hiphop-Kultur ihren 50. Geburtstag. Für das Jubiläum tun wir uns mit den Kollegen vom LYRICS Magazine zusammen, der grössten unabhängingen Schweizer Plattform für Hiphop. Die Genre-Profis präsentieren diese Woche auf starzone täglich eine Story zu den wichtigsten Ereignissen der Hiphop-Geschichte.

Seit der Entstehung vor 50 Jahren hat sich HipHop aus der Nische heraus zu einem Massenphänomen entwickelt. Ohne eine Öffnung der Szene zum Pop-Mainstream hin wäre das nicht möglich gewesen. Doch kann man als Rapper dabei real bleiben? Als am 6. August 1988 «Yo! MTV Raps» zum ersten Mal im amerikanischen Fernsehen lief, hatte sich HipHop längst als eigenständiges Genre etabliert. MTV war bis dahin vor allem auf Rock ausgerichtet und auch wenn Rap im Programm vorkam, war der Sender gerade dabei, eine ganze Musik- und Jugendkultur zu verschlafen. Mit den neuen Format konnte MTV nun ein jüngeres Publikum ansprechen und gleichzeitig die klassische Zielgruppe stärker mit Rap in Berührung bringen. Dabei ging es auch darum, eine Brücke zum Mainstream zu schlagen: Moderiert wurde die erste Folge von RUN DMC, die zwei Jahre zuvor mit der Rockband Aerosmith den Hit «Walk This Way» veröffentlichten und im Video dazu buchstäblich die Mauer zwischen den Genres eingerissen haben. Interviewgäste waren DJ Jazzy Jeff und The Fresh Prince aka Will Smith, der später vom Rapper zum erfolgreichen Schauspieler und Popstar wurde.

Rap, der auch bei Menschen ausserhalb der Szene ankommen will, steht schnell im Verdacht, weniger real zu sein. Das zeigt auch ein Blick nach Deutschland: Die «lustigen» Fanta 4 waren Anfang der 90er-Jahre kommerziell deutlich erfolgreicher als Advanced Chemistry mit Torch, die vom Conscious Rap inspiriert waren und sich mit der migrantischen Lebensrealität in Deutschland auseinandersetzten. Wenig später waren wiederum Fettes Brot erfolgreicher als die Strassenrap-Pioniere vom Rödelheim Hartreim Projekt. Diese scheinbar unüberbrückbare Differenz sollte sich erst ein Jahrzehnt später auflösen, als mit Sido ein Rapper in der Szene auftauchte, der nicht nur durch Realness und harte Texte aufgefallen ist, sondern eben auch durch Selbstironie und Humor.

Auch CH-Rap hat davon profitiert, Brücken zum Mainstream zu schlagen: So verlief die erste Hochphase mit Rappern wie Gimma, Breitbild oder Bligg parallel zu einem allgemeinen Mundart-Hype im Schweizer Pop. Diese Entwicklung wirkt bis heute, was etwa bei Manillio deutlich wird: Sein Album «Irgendwo» erschien 2013 bei Sound Service, der Labelheimat von Züri West, deren Sänger auch auf dem Album zu hören war. Mit dem Wechsel zu Universal war es die wiederholte Zusammenarbeit mit Patent Ochsner, die Manillio für ein breites Publikum interessant machte. Musikalisch hat er dabei seinen Stil bewahren können und sich mittlerweile auch wieder ein Stück vom Mainstream entfernt. Stattdessen sieht man eine Rückbesinnung auf Rap und die Szene. Trotz Pop-Appeal zeigt sich auch hier, dass HipHop lebt.

Dieser Artikel wurde von der Redaktion des LYRICS Magazines verfasst.

www.lyricsmagazin.ch

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