Heavy Load Festival – Wütend in Wetzikon

Es sind gute Zeiten für Headbanger und Kutten-Träger. Die Hype-Flamme für das vor kurzem erweiterte Greenfield Line Up lodert noch munter, da folgt schon der nächste Fanservice: Mit dem Heavy Load Festival erhält die Schweiz ein weiteres Festival für...nun....heavy Mucke. Die Premiere steigt am 21., 23. und 24. Juni des kommenden Jahres, geizt dabei nicht mit Prominenz und trägt angemessen dick auf, angeführt von einer Prügel Riff-Schleuder namens Disturbed.

Verstörend erfolgreich

Fast könnte man meinen, dass Disturbed ihr unabsichtlicher Hit – das Cover von Simon & Garfunkels «Sound of Silence» – ein bisschen unangenehm sein könnte. So beantwortet Bandleader David Draiman die Frage danach öfters mal eher augenzwinkernd, zuletzt etwa in einem Interview mit morecore.de. Die «Sellout»-Rufe dürfen aber ruhig ausgeblendet werden. Einerseits waren Cover-Songs von Beginn weg regelmässige Vertreter in den Disturbed-Alben und andererseits ist es nun mal eine unverschämt gute Interpretation von einem der besten Songs aller Zeiten. Diese lässt den Alternative Metal-Trademark Sound der Band zwar einigermassen weit hinter sich, unterstreicht aber auch, dass Draiman einer der versatilsten Stimm-Virtuosen des Genres ist.

Hinzu kommt, dass der Song ein Türöffner war für eine aufgeschlossenere Band, die zwar schon immer ein herausragendes Gespür für grosse Melodien hatte, diese aber auch gerne hinter breiten Gitarrenwänden zurückhielt. Dem 2018 erschienenen «Evolution» lässt sich dann auch tatsächlich kein Etikettenschwindel vorwerfen, gab sich das Quartett aus Chicago darauf doch verspielter denn je. Draiman selbst verglich die Platte damals mit Metallicas «Black Album». Dass das absolut grössenwahnsinnig war, müssen wir wahrscheinlich nicht erwähnen, aber ein bisschen Proll gehört halt dazu in diesem Genre.

Zum Release des jüngst erschienenen «Divisive» gab es keine ähnlich vermessenen Aussagen. Schade eigentlich, sind Disturbed darauf doch so hässig wie schon lange nicht mehr und finden mit Songs wie «Unstoppable» zu ihrer alten Stärke zurück. Und ja, das klingt jetzt ein bisschen arg nach dem einfallslosen PR-Geschwafel, das man sonst gerne in Presse-News von ebenso einfallslosen und egalen Acts aufgetischt bekommt, aber – um gleich bei den verbrauchten Floskeln zu bleiben – Ehre wem Ehre gebührt und Disturbed ballern 2022 so dramatisch wie schon lange nicht mehr. Apropos Drama: Unser Beileid ans Pub Festival Wetzikon, ab 2023 habt ihr offiziell nicht mehr das lautest Publikum der Region. Sorry, gäll.