Zündet Patent Ochsner bei der Jugend noch?
Patent Ochsner: Die musikalischen Urgesteine der Schweiz, die Legenden, die jeder kennt... oder etwa doch nicht? Eine Erkenntnis traf mich hart: Meine gleichaltrigen Freunde haben kaum eine Ahnung von dieser Schweizer Band, die so viele in nostalgische Erinnerungen versetzt. Und ja, ich gestehe, dass auch ich mich in die Riege der Ahnungslosen einreihen muss.
Sie sind Legenden der Schweizer Musikszene. In über 30 Jahren haben sie 10 Studioalben veröffentlicht, waren die erste Schweizer, die eine MTV-Unplugged-Session spielen durften und haben unzählige Hymnen in ihrem Repertoire. Die Rede ist von Patent Ochsner. Und das Patent O hat auch heute noch Bestand – im August ist eine Konzertreihe in Bern am Start. Gleichzeitig wird Bünes’ Malerei in einer grossen Ausstellung gezeigt.
Läuft, würde ich sagen, und es ist mir beinahe peinlich: Ich schreibe für eine Schweizer Musikplattform, aber abgesehen von der «W.Nuss» sagt mir Patent Ochsner nicht viel. Vielleicht liegt es daran, dass Mundart-Musik kaum auf meiner Playlist zu finden ist, oder bin ich vielleicht einfach zu jung? Der Versuch einer Analyse.
Wenn man den Namen Patent Ochsner erwähnt, geraten die Menschen ins Schwärmen und so manch einer wird in nostalgischen Konzerterinnerungen schwelgen. Zumindest trifft das auf die ältere Generation in meinem Umfeld zu. Als ich jedoch meinen engeren Freundeskreis, bestehend aus 20-Jährigen, danach fragte, musste ich feststellen, dass bis auf eine Person niemand eine Ahnung hatte, wer die Schweizer Legenden sind. Und diese eine Person assoziiert die Band unglücklicherweise mit «Turnvorstellungen und lautem Gesang von betrunkenen Bünzlis». Ich glaube nicht, dass die Band an Veranstaltungen von Turnvereinen auftritt, dafür sind sie zu gross/gut/teuer und meine Freunde sind auch nicht die Repräsentanten der Schweizer Jugend, insbesondere die Berner würden bei diesem Text wohl den Kopf schütteln.
Dennoch hätte dieses nostalgische Gefühl, das Patent Ochsner für die ältere Generation so zugänglich macht, vielleicht stärker präsent sein können, wenn in unserem Aargauer Schul-Liederbuch zumindest einige Ochsner-Songs enthalten gewesen wären, anstatt nur Lieder von Andrew Bond oder Rumpelstilz.
Dazu kommt, dass die Musik natürlich – wie alle anderen Formen der Kunst und Kultur – gegenwärtigen Trends folgt. Mundart Pop hat zwar mit Bands wie Hecht oder Pegasus auch heute noch einige veritable Chart-Stürmer, geniesst aber lange nicht mehr den gleichen kommerziellen Zuspruch wie vor 30 Jahre.
Und obwohl die Songs von Patent Ochsner auch heute noch jüngere Leute ansprechen, scheint sich dennoch eine Kluft aufgetan zu haben. Eigentlich aber auch völlig normal, man stelle sich vor, meine Playlist wäre voller Lieblingssongs meines Vaters.
Dazu hat sich auch die Art verändert, wie ich oder auch viele andere junge Menschen Musik konsumieren, heutzutage geschieht dies weitaus vielfältiger und vor allem online. Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube spielen dabei eine entscheidende Rolle. Dort kommen zwar immer mal wieder ältere Songs in die Rotation, grundsätzlich dominieren aber neues Material von jungen Künstler:innen die Kanäle.
Ich zumindest hatte Patent Ochsner bisher noch nie im Algorithmus, was wohl dazu führt, dass ich von ihrer Existenz und ihrem musikalischen Schaffen kaum Kenntnis nehme.
Dann helfe ich mir eben selbst: Dank Youtube erlebe ich Büne & Co. zum ersten Mal live. Zwar nur am Bildschirm, aber irgendwo muss ich ja anfangen. Auf gewisse Weise kann ich nachvollziehen, welche Magie viele Menschen in Patent Ochsner finden, auch wenn mir die besondere Bindung zur Band fehlt. Aber wer weiss, vielleicht entfacht die Liebe ja, wenn ich die Herren doch mal auf einer Bühne erleben kann. Den Versuch wage ich gerne.
Die sieben Openair-Konzerte im Schwellenmätteli in Bern sind leider ausverkauft, aber man kann Büne Hubers Kunstausstellung im Naturhistorischen Museum Bern besuchen.
Infos und Tickets gibt's hier.