Publié le 03. mai 2023

Ist Ed Sheeran ein «verdammter Idiot»?

Ed Sheeran befindet sich derzeit in einem Gerichtsverfahren, bei dem es um eine Klage in Höhe von 100 Millionen Dollar geht. Wir schauen uns genauer an, was ihm vorgeworfen wird.

Journalist
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Ed Sheeran steht vor Gericht. Die Anklage verdankt er einem anderen Musiker oder genauer gesagt dessen Familie und Erben. Die Rede ist von Ed Townsend, einem amerikanischen R&B-Sänger, der zusammen mit Marvin Gaye im Jahr 1973 den erfolgreichen Hit «Let's Get It On» herausgebracht hat.

Die verbliebenen Familienmitglieder von Townsend werfen Sheeran vor, dass er diesen Hit zumindest teilweise in seinem eigenen Riesenerfolg «Thinking Out Loud» verarbeitet hat. Sie fordern eine Entschädigung von 100 Millionen Dollar (rund 90 Millionen Franken).

Ein Live-Cover als Beweis

2014 soll Ed Sheeran während eines seiner Konzerte eine Art Live-Mashup aus den beiden Songs «Thinking out Loud» und «Let's Get It On» zum Besten gegeben haben. Die Anwälte der Townsends betrachten diese Aufnahme als klaren Beweis für Ähnlichkeiten zwischen den beiden Liedern und argumentieren zudem, dass Ed Sheeran sich dessen sehr wohl bewusst war. Andernfalls hätte er die Songs wohl nicht gemeinsam gespielt.

Thinking Out Loud und Lets Get It On

Ist Ed Sheeran wirklich so dumm?

Der erfolgreiche Popstar weist die Vorwürfe als unbegründet zurück. Er argumentiert, dass es viele Popsongs gibt, die ähnliche Akkorde enthalten und auf ähnliche Weise kombiniert werden können. Ed Sheeran betont, dass er ein «verdammter Idiot» wäre, wenn er tatsächlich bei einer der grössten Balladen der Musikgeschichte abgekupfert hätte und diese auch noch während eines Live-Auftritts auf einem Silbertablett präsentieren würde.

So dumm ist Sheeran nun wirklich nicht und das bewies er auch im Gerichtssaal als er den Geschworenen die Akkorde seines Hits «Thinking Out Loud» auf der Gitarre vorspielte und dazu andere Songs von verschiedenen Künstler:innen sang. Damit zeigte Sheeran auf, welche Akkorde üblicherweise in der Popmusik verwendet werden.

Die Anschuldigungen seien «wirklich beleidigend»

Der Rotschopf mit der Gitarre wird nicht zum ersten Mal wegen einer Urheberrechtsver­letzung angeklagt. Bereits mit seinem Song «Shape of You» gab es ähnliche Probleme. Damals sah der Sänger Sami Switch Ähnlichkeiten zu seinem Song «Oh Why», verlor aber den Prozess gegen Sheeran.

Sind alle Hits gestohlen?

Auch andere Künstler:innen haben mit Plagiatsvorwürfen zu kämpfen. Solche Rechtsstreitigkeiten gab es schon zu den Anfangszeiten von Led Zeppelin. Wie Sheeran betont, haben fast alle populären Songs musikalische Grundlagen, die schon seit Jahrhunderten verfügbar sind. Der berühmte amerikanische Komponist und Dirigent Leonhard Bernstein hat einmal gesagt: «Gestohlen haben alle, aber die Grossen haben genial geklaut».

Immer mehr Angst beim Musik machen

Der Musiker mit Millionen Fans weltweit kritisiert zudem, dass solche Prozesse das kreative Schaffen von Songwriter:innen erschweren würde. In einem Artikel der New York Times sagte der Autor Evan Bogart, der bereits für Madonna, Rihanna und Beyoncé geschrieben hat, dass er beim Komponieren immer mehr Angst davor hat, etwas zu kopieren und einen Shitstorm oder Prozess auszulösen.

Wie Ed Sheeran haben auch andere Künstler:innen ihre Musik nicht einfach aus dem Nichts erschaffen, sondern wurden von ihrer Umgebung und der Musik, die sie gehört haben, beeinflusst. Nun muss das Gericht entscheiden, ab wann diese Einflüsse als bewusste Inspiration zu werten sind.

In der Zwischenzeit produziert Ed Sheeran fröhlich weiter und am 3. Mai wird auf Disney+ seine vierteilige Dokumentation veröffentlicht.

Am Freitag, den 5. Mai, erscheint auch sein neues Album namens «Substract».

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