Hitzone: «Wish You Were Here» von Incubus

Am 13. Juni kommen Incubus ins X-Tra nach Zürich. Perfektes Timing für ihren melodischen Crossover made in California, der in ihrem Hit «Wish You Were Here» besonders sonnig und wehmütig klingt. In unserer Rubrik Hitzone schauen wir uns den Song genauer an, der am 14. August 2001 veröffentlicht wurde und aufgrund der Terror-Anschläge vom 11. September eine Art Ersatzvideo bekam.

Journalist

«Wish You Were Here» von Incubus war die Leadsingle ihres vierten Albums «Morning View», das im Sommer 2001 erschien. Die 1991 gegründete Band hatte den düsteren Funk-Crossover der Anfangsjahre zu der Zeit schon grösstenteils abgelegt – und zielte mit dieser, nennen wir ruhig so, «Power-Ballade» auf Radio und Musikfernsehen. Die erste Strophe des Songs passt perfekt zum Cover der «Morning View»-Platte, das ein vermutlich gespiegeltes Foto der Küste von Malibu zeigt. Sänger Brandon Boyd singt darin: «I dig my toes into the sand / The ocean looks like a thousand diamonds / strewn across a blue blanket / I lean against the wind, / pretend that I am weightless / And in this moment I am happy / Happy». Dann braten die Gitarren los und Brando fleht: «I wish you were here!».

Kein Lovesong

In einem Interview mit MTV erklärte Boyd später, es sei gar nicht unbedingt ein Liebeslied: «Der Song ist nicht an eine bestimmte Person gerichtet. Ich wollte einen besonderen Moment zelebrieren, den ich während der Aufnahmen mit den Jungs meiner Band gespürt habe. In diesem Moment wünschte ich mir, dass ich jemanden hätte, zu dem ich sagen könnte: 'Ich liebe dich, Mann'. Ich wünschte mir, dass es neben der Band jemanden gäbe, mit dem ich diesen Moment teilen könnte.»

Geheimwaffe: Brandon Boyds Oberkörper

Obwohl das Video zu «Wish You Were Here» recht simpel gehalten wurde, funktionierte es auf MTV und Co. vorzüglich. Die Band spielt darin die meiste Zeit eigentlich nur vor einem mal weissen mal schwarzen Hintergrund und hat dabei offensichtlich Spaß an der Sache. Die wichtigste Zutat des Clips, auf die ein grosser Teil der Beliebtheit zurückzuführen ist, dürfte aber Brandon Boyds Oberkörper sein, der hier unter dem flatterigen, offenen Hemd ganz wundervoll zur Geltung kommt.

«Schreiende Menschen, das ging damals nicht.»

Geplant war die Sache aber völlig anders: Incubus und ihre Plattenfirma hatten im Vorfeld viel Geld für ein Video ausgegeben, das ziemlich verrückt klang. Boyd erzählte auf MTV im Jahr 2002, wie das ursprüngliche Video im Kontext der brutalen Bilder der 9/11-Anschläge gecancelt wurde: «Wir haben viel Geld ausgegeben. Viele Tage, Blut, Schweiss und Tränen vergossen. Und dann wurde das Video von unseren Leuten und von MTV als unangemessen erachtet.» Im ursprünglichen Video habe man eine Szene aus dem Film «Head» von The Monkees nachstellen wollen. «Darin gab es Tausende von schreienden Frauen und Armeeangehörigen, Polizisten, Clowns und Fotografen, die die Monkees von einer Brücke jagten. Das Einzige, was sie tun können, um zu entkommen, ist springen. Wir drehten auch eine Szene, in der wir vor diesen Leuten weglaufen und ebenfalls springen. Dieser Teil wurde als unangemessen erachtet – schreiende Mädchen, schreiende Menschen, das ging damals nicht. Bevor das Ganze passierte, haben wir uns köstlich darüber amüsiert.»

Wie schon erwähnt, funktionierten Song und Video trotzdem prächtig – und «Wish You Were Here» ist nicht umsonst neben «Drive» einer der grössten Hits der Band.

Incubus werden am 13. Juni live in Zürich im X-Tra zu sehen sein und dort hoffentlich auch diese beiden Kracher in der Setlist haben. Alle Infos und Tickets gibt’s hier.

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