Veröffentlicht am 11. August 2022

Sido auf dem Heitere Open Air: (S)eine Karriere in fünf Videos

Von Freitag bis Sonntag steigt in Zofingen endlich wieder das Heitere Open Air. Zur Einstimmung schauen wir auf einen Headliner, der einen erstaunlichen Weg vom Aggro-Enfant-Terrible zum (meistens) gut gelaunten Entertainer hinter sich hat.

Journalist
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Unsere «Empfehlungen des Hauses» für das Heitere Open Air haben wir ja schon an anderer Stelle geteilt. Heute wollen wir zur Einstimmung etwas genauer auf einen der zahlreichen tollen Headliner schauen – und zwar auf Sido, der am Samstag die Hauptbühne bespielen wird. Das vollständige Line-up und alle weiteren Infos findet ihr hier.

«Mein Block» (2004)

Der Song, mit dem ganz Deutschland vom Rap-Talent des Paul Hartmut «Siggi» Würdig erfuhr und der Song, den eure Eltern euch am liebsten vorenthalten hätten. Als Sido den Berliner-Rap-Underground um den Club Royal Bunker verliess und mit Totenkopfmaske ins Scheinwerferlicht trat, tat er das mit einem Song und einem Video, das später sogar in Schulen besprochen werden sollte. «Mein Block» zeigt die vermeintliche Realität im Märkischen Viertel in Berlin – dem Heimatviertel von Sido – und funktioniert wie eine Mischung aus Rap-Track, Sozialstudie und, äh, Literatur. Obwohl es auch ziemlich derb zugeht, wie in diesen Zeilen: «Der Kerl aus'm Ersten war früher mal Rausschmeisser / Seit dem er aus dem Knast ist, ist er unser Hausmeisterc / Er ist oft bei der Nutte aus dem Zweiten / Jetzt verkauft sie Fotos von ihm beim Arschausweiten / Der Fetischist aus dem Fünften kauft sie gerne / Er sagt, ‚Rosetten sehen aus wie kleine Sterne‘». Damit konnte man damals auf jeden Fall Nachbarn und Eltern schocken.

«Mein Block» (2004)

Wahlwerbespot für den Bundesvision Song Contest (2005)

Sein TV-Talent und seinen prominenten Freundeskreis erkannte man schon im Jahr 2005, als Sido beim «Bundesvision Song Contest» von Stefan Raab teilnahm und für Berlin ins Rennen ging. In diesem Wahlwerbespot versammelte er Freund:innen und Prominente und hatte wahrscheinlich schon seinen grössten Coup im Sinn: Bei der TV-Show ein paar Tage später, die ein Millionenpublikum in Deutschland, der Schweiz und Österreich erreichte, sah man Sido zum ersten Mal ohne Maske.

Wahlwerbespot für den Bundesvision Song Contest (2005)

Halt dein Maul (2008)

Sido ist einer der grossen Namen des Hypes um das Berliner Label «Aggro Berlin», das im deutschsprachigen Rap einen neuen, derberen, oft politisch unkorrekten Ton anschlug – und damit auch kommerziell eine Weile extrem erfolgreich war. Die Single «Halt dein Maul» und das Album «Ich & meine Maske» sind ein guter Beleg für diese Aussage: Es war seine erste Top-10-Platzierung als Single und als Album in der Schweiz seine erste Platin-Schallplatte, die ihm ausserdem seinen ersten Swiss Music Award einbrachte.

Halt dein Maul (2008)

«Hey du» aus dem Musical «Linie 1» feat. Kurt Krömer beim «MTV Unplugged live aus dem MV» (2010)

Der Autor dieser Zeilen hatte das Glück bei diesem «Mutti, ich hab’s geschafft»-Moment von Sido live anwesend zu sein: Man weiss ja – wer ein «MTV Unplugged»-Abend bekommt, der ist wer. Sido zelebrierte diesen Moment im Fontane-Haus seiner Hood – dem Märkischen Viertel und es war wirklich rührend mit anzusehen, wie alte Schulfreund:innen von ihm im Foyer abhingen und die jüngere MV-Generation ihren Helden feierte. Für seine Interpretation des «Linie 1»-Klassikers holte Sido sich Kult-Entertainer Kurt Krömer für den Refrain auf die Bühne und rappte in den Strophen seine Karriere besser, als wir das hier erzählen könnten.

«Hey du» aus dem Musical «Linie 1» feat. Kurt Krömer beim «MTV Unplugged live aus dem MV» (2010)

«Einer dieser Steine» feat. Mark Forster (2013)

Massgeblich für Sidos kommerziellen Erfolg ist aber nicht nur seine vermehrte TV-Präsenz und sein tougher Rap – er hatte auch immer schon ein Händchen für sehr melancholische Singles, die ein breites Publikum ansprechen und immer noch gerne im Radio laufen. Neben «Bilder im Kopf» ist da vor allem «Einer dieser Steine» ein gutes Beispiel: In dem langsamen, düsteren Track wird der Refrain ausserdem von Mark Forster gesungen. Mag man heute kaum mehr glauben, weil Forster selbst eine Macht ist, aber Sido war einer der ersten, der ihm eine breite Plattform anbot. Überhaupt hatte Sido stehts ein gutes Händchen bei der Wahl seiner Feature-Gäste und ebnete vielen Talenten den Weg.

«Einer dieser Steine» feat. Mark Forster (2013)

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