Veröffentlicht am 25. November 2022

Neue Songs, über die man diese Woche sprechen wird – mit Jung Kook, Yung Hurn u. a.

Diese Songs sollte man als Musikfan auf dem Schirm haben: Jung Kook von BTS singt für die FIFA und Katar, Yung Hurn teilt verlangsamte Gedanken «Aus mein Kopf», Bausa zieht Lines im Schnee wenn «Der Berg ruft», Chiara Castellin zeigt Stimme in «Believe It» und UK-Rapstar Stormzy hat mit «This Is What I Mean» das Album der Woche rausgehauen.

Journalist
Yung Hurn auf dem Cover seiner Single «Eine Nase»

Jung Kook feat. Fahad Al Kubaisi – «Dreamers»

Erst diese Woche haben wir noch hart über «offizielle» FIFA-WM-Songs gelästert, da kommt schon wieder ein neuer raus. Und über den wird eben viel gesprochen, auch wenn er nicht unbedingt gut ist: Jung Kook von der größten Boyband des Planeten (BTS aus Südkorea) singt mit dem in Katar lebenden Sänger und Produzenten Fahad Al Kubaisi diese Multi-Kulti-Fantasie, die im Angesicht der Diskussionen um diese WM ein wenig hohl wirkt. Was man auch über die Produktion des Songs sagen kann, der live bei der Eröffnung noch ein wenig schmissiger klang.

Yung Hurn – «Aus mein Kopf (Slowed)»

Über Yung Hurn (Foto) gehen die Meinungen auseinander, wenn es um sein kulturelles Standing und sein Auftreten geht. Vorsichtig formuliert könnte man sagen: er polarisiert. Wie auch immer man zu ihm stehen mag, eines müssen auch die Hater einsehen: Sein Sound und sein Style sind immer top notch – wenn nicht gar einen Schritt voraus. Das gilt auf für seine neue Single «Aus mein Kopf», die er heute als verlangsamte Version veröffenlicht. Dazu muss man wissen: In den letzten Monaten schafften es einige Songs erst mit modifiziertem Tempo in die Charts. Prominentes Beispiel: «Ohne Benzin» von Domiziana, deren TikTok-Hype erst durch eine schnellere Version so richtig Fahrt aufnahm. Wenn Yung Hurn nun also einen Song wie «Aus mein Kopf» verlangsamt, so dass er wirklich klingt, als würde er seine Gedanken als glitzernde, zähe Mass aus der Schädeldecke gießen – ist das zumindest ein spannender Move. Und dabei sogar extrem hörbar.

Bausa, Maxwell & Joshi Mizu – «Der Berg ruft»

Die Ski-Saison geht los und nun drängeln sich auch die sonst eher im Flachland aktiven Rapper in die Après-Ski-Hütten. Allen voran Bausa, der mit Maxwell und Joshi Mizu mit diesem Song für die nötige grossklötige, toxische, «Sag den Bitches!»-Energy sorgt, die in dem Genre gern genommen wird. Während die Schlagerleute dabei eher Schnäpse kippen, gefallen sich diese Drei im Schenkelklopferland der Drogenanspielungen. Kleine Kostprobe? «Fahr' deine Linien durch den Schnee / Und zieh-zieh-zieh-zieh dich warm an, Babe, ah» . Die Talsohle in Sachen Lyrics ist dann spätestens bei der Line, äh, Zeile «Baby, wo ich bin, is Ischg!» erreicht. Im Video haben die Jungs natürlich eine gute Zeit im Schnee und lassen keine Rap-Klischee aus. Die Ski-Parts wiederum sind so offensichtlich mit Stunt-Doubles gemacht, dass man schon fast ein wenig Mitleid entwickeln kann. Aber egal: Man weiß ja, wie das Hit-Game funktioniert. Und in einem Jahr, in dem «Layla» als Statement zur Meinungsfreiheit gilt, wird «Der Berg ruft» todsicher funktionieren.

Chiara Castelli – «Believe It»

Genug mit Drogenrap für heute. Die Schweizerin Chiara Castelli macht einfach weiterhin verdammt gut gesungene Popmusik und sucht nach dem Sound, der zu ihr passt. Zuletzt war sie mit Seven auf Deutschlandtournee und hat in den letzten Monaten einige Singles veröffentlicht, die allesamt einen recht unterschiedlichen Sound fuhren. Die in Luzern geborene Sängerin, mit der inzwischen bei 438K stehenden Instagram-Reichweite, wärmte 2014 die Herzen ihrer Landsleute und des deutschen Publikums, als sie in der zweiten Staffel von „The Voice Kids“ freudestrahlend, am Klavier sitzend „Almost Is Never Enough“ von Ariana Grande und Nathan Sykes sang. Seitdem emanzipiert sie sich erfolgreich vom Bild des Teenie-Stars. «Believe It» setzt dabei auf gut verträglichen Pop, der für unseren Geschmack ein wenig zu künstlich produziert klingt. Die Stimme kann doch eigentlich genug, als dass man sie im Refrain so zukleistern muss.

Stormzy – «This Is What I Mean» (Album)

Das Ereignis der Woche ist natürlich der Release des dritten Studioalbums von Stormzy. Er ist der Weltstar in Sachen Rap made in UK und gilt als der Größte im Game. Dass er das weiß, zeigt sich hier überraschenderweise mal nicht in Großmachts-Rap-Ansagen, wie man es sonst so kennt, sondern in den Momenten, in denen Stormzy Platz macht und andere ins Scheinwerferlicht holt. Seinen Süd-London-Buddy Sampha zum Beispiel – eine der spannendsten Stimmen Englands. Er singt das ergreifende «Sampha’s Plea» und die melancholische Schlussballade «Give It To The Water», wo er sich die Vocals mit Stormzy und der ebenfalls aus Südlondon stammenden Sängerin Debbie teilt. Politisch wird es bei «My Presidents Are Black», das Stormzy alleine nach Hause rappt. Trotzdem bleibt der Gruppenarbeits-Vibe der zwölf Songs spannend. Das Album entstand laut Stormzy in einer Art «music camp» auf Osea Island in Essex, wo er sich mit Musiker:innen wie den genannten und Rapper Ms Banks oder gar India Arie umgab.

Das ist natürlich nur ein kleiner Auszug der aktuellen Neuveröffentlichungen. Mehr davon gibt’s in dieser Playlist:

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