Veröffentlicht am 29. September 2022

Hitzone: «Gangsta's Paradise» von Coolio

In dieser Rubrik blicken wir auf die Geschichte hinter den Hits. Zu Ehren des kürzlich verstorbenen Rappers Coolio hören wir heute zusammen «Gangsta’s Paradise» – eine dunkle Ghetto-Geschichte, die weltweit die Charts stürmte.

Journalist
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Am 28.September 2022 starb Artis Leon Ivey Jr., besser bekannt als Coolio, in Los Angeles im Alter von 59 Jahren. Der US-Rapper war auf der ganzen Welt vor allem wegen eines Songs bekannt – der seine Karriere Zeit seines Lebens überstrahlte. «Gangsta’s Paradise» erschien am 8. August 1995, auf dem zu Warner Music gehörenden Label Tommy Boy. Neben Coolio ist im Refrain der Sänger L.V. zu hören. Der Song landete nicht nur in der Schweiz auf Platz 1 der Single-Charts, sondern auch in England, Amerika, Österreich und Deutschland. Dabei hatte sich Coolios Label erst mit einer Veröffentlichung schwergetan. Coolios Image war damals eher das des lässigen, coolen, Gute-Laune-Rappers. Aber «Gangsta’s Paradise» wurde im Film «Dangerous Minds» verwendet und bereits im Trailer gespielt. Als es darauf sehr positive Reaktionen gab, erkannt man auch bei Tommy Boy das Potential.

Der Trailer zu «Dangerous Minds», der den Song auf den Weg an die Spitze brachte.

Stevie Wonder und «Dangerous Minds» geben den Takt vor

Die Basis des Songs und die Hook im Refrain legte Stevie Wonder mit dem Lied «Pastime Paradise» auf seinem Meisterwerk «Songs In The Key Of Life». Coolio mochte den Song angeblich, weil die Struktur so klar und das Set-up recht minimalistisch war. Chor, Percussion, Streicher, Stevie. That’s it. Coolios Produzent Dominic Aldridge ergänzte die Basslinie, die die Atmosphäre des Songs ins Düstere zieht. «Gangsta’s Paradise» sollte von Anfang an der Soundtrack zur Jerry-Bruckheimer-Produktion «Dangerous Minds» sein. Michelle Pfeiffer spielt darin eine ehemalige Offizierin, die in einer High School in East Palo Alto unterrichtet. Ein Viertel, das damals von sozialen Problemen und Bandenkriminalität geprägt war. John N. Smith verfilmte damit die Autobiografie «My Posse Don't Do Homework» von U.S. Marine LouAnne Johnson. Im deutschsprachigen Raum hieß der Film «Dangerous Minds – Wilde Gedanken» und war zwar ein Kinokassen-Schlager, wurde aber von vielen Kritiker:innen als «viel zu schön, um realistisch zu sein» beschrieben.

Während L.V.s Refrain nah an Stevie Wonders Original ist, zeichnet Coolio in seinem recht langsamen, aber eindringlichen Rap ein sehr düsteres Bild. Er beschreibt die Gang-Szene in East Palo Alto und beginnt mit einem Bibelzitat aus Psalm 23:4: «As I walk through the valley of the shadow of death». In seinen Worten spüren wir die Ausweglosigkeit, die Gefahren des Viertels und schließlich die Flucht in den Drogenrausch. Am Ende der ersten Strophe heißt es: «I really hate to trip but I gotta loc / As they croak, I see myself in the pistol smoke, fool / I'm the kinda G the little homies wanna be like / On my knees in the night, sayin' prayers in the streetlight.»

Der wohl verdiente Grammy im Jahr 1995 und ein Auftritt mit Stevie Wonder

(K)ein One-Hit-Wonder

«Gangsta’s Paradise» profitierte sicher vom Erfolg des Films – und später umgekehrt – bleibt aber auch bis heute ein dunkles Meisterwerk im Mainstream-Rap. Denn, und diesen Verdienst muss man Coolio hoch anrechnen: Der Song dürfte einer der düstersten und sozialkritischen Nr.1-Hits der jüngeren Musikgeschichte gewesen sein. Für ihn war die Nummer allerdings Fluch und Segen zugleich: Viele stempelten ihn später als One-Hit-Wonder ab, was seiner Diskografie nicht wirklich gerecht wird. Deshalb haben wir hier noch einmal eine Playlist mit seinen bekanntesten Songs angehängt – da finden sich durchaus starke Stücke wie «Fantastic Voyage», «C U When U Get There» und «Gangsta Walk» mit Snoop Dog.

Rest in Power, Coolio. Im echten Paradies – und nicht in der irdischen Gangsta-Version.

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