Veröffentlicht am 06. Oktober 2022

Nacht&Leben – Das endgültige Mittel gegen Katerbeschwerden.

Wer kennt das nicht: Samstagabend, nach dem Essen nur kurz auf einen Absacker in eine Bar. Zehn, zwölf Stunden später öffnet man die Augen und wird umgehend von der sprichwörtlich schmerzhaften Gewissheit heimgesucht, dass dies ein Sonntag zum Vergessen wird - ein Kater-Tag ohne Notausgang. Wirklich? Eine Zürcher Firma verspricht einen Ausweg zu kennen.

Alex Flach

Alex Flach ist seit 25 Jahren Teil des Nachtlebens und hat 10 Jahre lang im Tages Anzeiger über selbiges geschrieben. Er ist Chefredaktor des Barkeeper-Magazins DRINKS Schweiz und Kommunikations-Verantwortlicher für diverse Clubs und Kulturbetriebe. Für Starzone nimmt er sich in der Kolumne Nacht&Leben das Geschehen hinter Club- und Bartüren zur Brust. (Foto: Dejana Gfeller)

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Alex Flach ist Zürcher Cluboriginal und Sprecher verschiedener Locations.

Bevor ich Ihnen hier die nobelpreisverdächtige Patentlösung für Katerbeschwerden in all ihren denkbaren Dimensionen vorstelle, möchte ich vorausschicken, dass ich übermässigen Alkoholkonsum verurteile. Ob Sie mir, der seine berufliche Laufbahn seit über 20 Jahren dem Nachtleben widmet, dies glauben, möchte ich Ihnen überlassen. Zudem möchte ich für unsere woken und awaren Freund:innen klarstellen, dass auch ich mich frage, warum Frauen noch immer einen Kater kriegen und keine Katze. Keine Ahnung. Wirklich.

Jedenfalls – und um auf das Thema zurückzukommen: Das Nachtleben und der Kater sind wie Yin und Yang oder wie die Kirchenpredigt und das Amen – will man das Eine, kriegt man das Andere in den allermeisten Fällen dazu. Die Natur hegt nun mal eine latent sadistische Ader, indem sie so Vieles, das wir witzig, aufregend oder lecker finden, mit einer Strafe belegt.

Alles andere als ein gewöhnliches Katermittel: Dry Floating und Infusion.
Alles andere als ein gewöhnliches Katermittel: Dry Floating und Infusion.

Tempi passati, zumindest was das Ausgehen anbelangt: Die Firma Mio Mio Relax, ein Dry Floating-Center mit Sitz an der Uraniastrasse in Zürich, hat den ultimativen Kater-Killer entwickelt, eine todsichere Methode um den Hangover loszuwerden: «Mit einer Cocktail-Infusion während einer Dry-Floating-Experience kannst Du deinen Tag nicht nur geniessen, sondern zusätzlich produktiv sein». Die Infusion gibt’s im hübschen Spital-Intravenös-Plastikbeutel und die wird vor Ort fachgerecht eingestöpselt und mit einem Dry Floating kombiniert.

Nun…

«Really? So richtig ernsthaft?»

Alex Flach

…schliessen Sie bitte kurz die Augen und versuchen Sie sich an Ihr letztes verkatertes Aufwachen zu erinnern. Geschafft? Gut. Jetzt stellen Sie sich vor, wie gross ihre Lust und ihre Fähigkeit wohl wäre, an einem Sonntagmittag bei Sonnenschein schamerfüllt in ein mit ausflüglerischen Familien gefülltes ÖV (weil Auto fahren können Sie in dem Zustand nicht) zu steigen, damit bis in die quälend lebendige Zürcher Innenstadt zu fahren, sich dort demütig vor fitte Wildfremde hinzustellen, denen was von «Kater» und mir ist «speiübel» vorzujammern, sich dann eine dicke Infusionsnadel in den Arm und sich selbst in ein Dry Floating-Bett (also eine Art Sarg ohne Deckel) stecken zu lassen und dafür auch noch satte 249 Franken abzudrücken, also wahrscheinlich mehr, als Ihr Absturz gekostet hat. Really? So richtig ernsthaft?

Wie ich Ihnen oben bereits gestanden habe, weiss ich nicht alles. Aber eines weiss ich ganz bestimmt: Die Personen, die diese Anti-Kater-Methode entwickelt haben, hatten nie selbst einen, der diese Bezeichnung verdient.

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