Veröffentlicht am 23. November 2022

Trent Reznor & Jack White: Wer Twitter noch verlassen hat

Eine Heulsuse sei der Nine-Inch-Nails-Frontmann Trent Reznor, findet Elon Musk. Warum? Na, weil er keine Lust mehr auf Twitter hat. Erwachsen und rational reagieren (Donald, bist dus?) – das scheint nicht unbedingt Musks Strärke zu sein. Was seit der Twitter-Übernahme des Milliardärs sonst noch so passiert ist und wer der Plattform längst den Rücken gekehrt hat. Eine Bestandsaufnahme.

«Wir brauchen die Arroganz von Milliardären nicht, die glauben, sie können einfach irgendwo hereinplatzen und alle Probleme lösen», las man jüngst von Nine-Inch-Nails-Frontmann Trent Reznor auf Twitter. Ende Oktober hatte besagter Milliardär den Online-Dienst Twitter für schlappe 44 Milliarden Dollar übernommen. Was da nun bevorstehen könnte: eine Verschleierung des Begriffes der Meinungsfreihheit, die den Kampf gegen die Verbreitung von Hassbotschaften und Fake News bei Twitter drastisch beschränken könnte. Ein Beispiel: Die Verwendung des N-Wortes stieg innerhalb von 12 Stunden um fast 500 Prozent. Reznor trennte sich von seinen 1,6 Millionen Followern und dem blauen Vögelchen – aber nicht, ohne darauf hinzuweisen, dass er schon lange damit hadere: «Auch ohne Musk wurde Twitter zunehmend zu einer toxischen Umgebung. Für meine mentale Gesundheit muss ich da raus. Es fühlt sich nicht mehr gut an, dort zu sein», so der Musiker und Produzent. Und Elon Musk? Der mutiert erneut zum Rumpelstilzchen.

Austeilen kann Musk gut, die perfekte Plattform dafür hat er sich ja soeben gekauft. Einstecken... eher weniger. Weil Trent Reznor Twitter eben nicht als einen heiteren Spielplatz sieht, auf dem alle vergnügt herumt(r)ollen, versucht Musk ihm ganz kindisch ein Bein zu stellen. Und bezeichnet ihn als «crybaby». Als Heulsuse.

Und dabei bleibts nicht. Musk fände Trent Rezners Musik ja eigentlich ganz gut – da er aber nun von Twitter nichts mehr wissen wolle, gehe er fast davon aus, der Bastel-Online-Marktplatz Etsy sei eher sein Style.

Musk degradiert Reznor wenig substantiell zur strickenden Hausfrau ohne Meinung. Die würde nämlich liebend gerne ungefiltert posten. Das steht schliesslich jedem zu. Auch dem zuletzt wegen Aufruf zur Gewalt im Zuge des Sturms des Kapitols von Twitter verbannten Ex-US-Präsidenten Donald Trump. So hatte Musk auf Twitter eine Umfrage gestartet, ob Donald Trumps Account wieder reaktiviert werden sollte: Die Mehrheit der Teilnehmenden stimmt «ja». Wegen, klar, Meinungsfreiheit. Wer übrigens auch wieder da ist: Der wegen antisemitischer Äusserungen gesperrte Kanye West. Gratulation!

Ein paar kommen, umso mehr gehen

Jack White, seines Zeichens US-amerikanischer Songwriter, Sänger und Gitarrist der Bands The Raconteurs, The Dead Weather und The White Stripes, meldete sich diesbezüglich am Sonntag via Instagram zu Wort. White sprach Musk dabei direkt an: «Das ist ekelhaft, Elon. Ein offizieller Arschloch-Move. Warum bist du nicht ehrlich? Sag doch, wie es ist. Menschen wie du und Joe Rogan (der Lügnern wie Alex Jones eine Plattform gibt) kommen mit haufenweise Kohle an. (…) Und du unterstützt jeden Republikaner, der dir mit seiner Steuerpolitik dabei hilft, mehr von deinem Geld zu behalten. (…) Trump wurde damals von Twitter verbannt, weil er mehrfach zu Gewalt aufrief. Wegen seiner Lügen und seines Egos starben Menschen starben und wurden verletzt.» Elon Musk riskiere in seinen Augen für weitere Millionen das Ende der Demokratie. Sein eindringlicher Post endet mit den Worten: «Du hast mit der Twitter-Übernahme auch grosse Verantwortung übernommen. ‚Free Speech‘ ist nicht irgendein Regenschirm, der Dich davor beschützt.» Inzwischen hat Jack White seinen Twitter-Account gelöscht.

Twitter selbst steht Gerüchten zufolge kurz vor dem Zusammenbruch: In den letzten Wochen hat Musk Tausende von Mitarbeitern entlassen, die Werbekunden fliehen in Scharen. Letzte Woche soll Musk den verbleibenden Twitter-Mitarbeitenden verkündet haben, entweder «lange und intensiv zu arbeiten» oder das Unternehmen schlichtweg bitte zu verlassen. Die Celebrities zeigen sich solidarisch: Rnb-Star Toni Braxton, Sängerin Bette Midler, Schauspielerin Mia Farrow, die Schriftsteller Stephen Fry und Stephen King, Julian Casablancas von der Band The Strokes oder die Comedy-Band SpitLip kritisierten Musks fragwürdiges Verhalten bei Twitter öffentlich und / oder kehrten dem Nachrichtendienst ganz den Rücken.

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